Nebenstraßen…

haben ihre eigenen Reize. Doch zunächst ein Abschiedsfoto vom sehr empfehlenswerten Hotel Erfolg mit den Rad-Radständern vor der Tür.

Das Zelt ist getrocknet und auch sonst ist alles bestens. Auf der A13 und A6 raus aus dem interessanten Daugavpils. An der A6 viele Hinweisschilder auf Denkmäler, leider nur auf litauisch. Einem folgen ich dann doch. Nach 800 m eine beeindruckende, leider verschlossene Kirche auf dem einsamen Lande, wie hier oft, nur ein paar kleine Gehöfte außenherum, deren wenige Bewohner die vielen großen Kirchen kaum füllen können. Auch kleine Dörfer mit manchmal fünf Kirchen sind hier nichts Besonderes, man braucht ja für jede Glaubensrichtung eine und so gibt es überall eine ungeheurere Vielfalt.

Zurück muss ich nicht, ich stoße auf ein Parallelsträßchen – und bin damit wieder auf dem EV-11! Guter unbefestigter Weg. Da vorne??!? Ah, ein rotweißes Flatterband – und eine demolierte Brücke!

Wild rauscht der normalerweise kleine Bach:

So extreme Nässe dieses Jahr, die Bauern leiden, auf den Feldern verfault das aufgeschichtete Heu, es gibt noch viele zusätzliche kleine „Seen“.

Das Wetter weiß nicht so recht, was es will, Wolken ziehen, Tropfen fallen, Wind weht von hier und da und nach 47 km ist Kraslava erreichet. Kaffeepause – und der Entschluss heute nicht mehr bis Zilupe zu fahren. So schön hier, ich will nicht so schnell durch Lettland brausen und schaue mir lieber das kleine Landstädtchen mit seinen ca. 9.000 Einwohnern an. Viele touristische Angebote, ein Park, ein Burgberg, jetzt mit dem Schloss der Grafenfamilie Platzer bebaut, erbaut von 1750-1791. Gerade heiratet mal wieder jemand:

…vom Löwen bewacht:

Die Tourist-Info ist gleich nebenan. Ich unterhalte mich mit der dortigen Dame, die ein bisschen Deutsch kann und ihre Gegend schon auf der Touristik-Messe in München vertreten hat, über dies und das. Ja, der Euro-Velo 11 ist ganz neu für sie, es gibt noch keine Karten und sonstige Infos, auch wenn er durch ihre Stadt Kraslava führt. Über andere Touren, auch eine Radtour an der Daugava, habe sie aber was. Diese Route hätte ich schon nutzen können, führt sie doch parallel zur A6!

Mehr Info braucht es! Hinweisschilder! Soll schon noch kommen… Ich danke für das nette Gespräch und weiter geht’s, wenn auch nicht mehr weit. Ein See zum Zelten wäre in 11 km, der Besitzer würde auch deutsch sprechen. Ich halte die Augen offen, sehe aber weder ein Schild, noch den Campingplatz und bin dann schon viel zu weit, in Skaista, wo es in 7 km auch einen gibt. Ein Nebensträßchen führt hin, ich biege ab und fahre frohgemut – und dann das:

„Walter, wo bist du? Hier ist wieder was für Dich…“

Wo Autos durchkommen, kommt der Radfahrer auch durch!

Und dann ist er da: Ein traumhaft schön gelegener Campingplatz am stillen See. Die Boote schaukeln, eine Neumondsichel geht auf … nein, nein, ich will nicht zu romantisch werden, ich mache barfuß noch ein kleines Feierabend Lauftraining mit einigen Sprints auf dem wunderbar weichen Rasen hier, kein einziger Stein, nicht Mal ein Moggl, absolut nichts stört hier den Laufgenuss😍.