The very last act: Lusaka und der Rest der Reise

Nun, die Haupt- und Flughafenstadt Sambias hat zwar 1,4 Mio. Einwohner und ist auch das wirtschaftliche und politische Zentrum Sambias, hat aber nicht besonders viel an Sehenswürdigkeiten oder gar historischen Gebäuden zu bieten, wie man das bei uns gewohnt ist. Die großen Städte Afrikas sind generell viel jünger als die europäischen. Lusaka wurde 1905 von europäischen Siedlern gegründet und das Land Sambia, das ehemalige Nordrhodesien, ist erst seit 1964 unabhängig und frei von britischer Kolonialherrschaft.

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Das Gebäude hinter dem Freiheitsdenkmal, auf dem Bild oben, beherbergt den Regierungssitz und auch das Lusaka National Museum, das archäologische Exponate seit der Steinzeit bietet und die Kultur des ländlichen Lebens lebensgroß nachstellt: Hütte und Herd, Haustiere, Ackerbau, Fischfang, Jagd usw. Die Geschichte des 20. Jh. samt vieler Dokumente fehlt natürlich auch nicht.
Interessanter aber fand ich die große Ausstellung zeitgenössischer Kunst: Skulpturen und Gemälde – afrikanische Kunst der letzten Jahre. Wenn man, wie ich, wochenlang durch Afrika Rad gefahren ist, Afrika hautnah erlebt hat und dann die Szenarien der Gemälde betrachtet, die die Leute auf dem Land bei ihren alltäglichen Beschäftigungen zeigen, sagt man sich: Ja, genauso ist es, der Künstler hat die Atmosphäre, das Typische, echt gut getroffen! Auch Abstraktes war dabei. Leider durfte man aber nicht fotografieren.

Ansonsten geht es um das Zentrum herum recht quirlig zu: Lebendiges lautstarkes Treiben, riesengroße Flächen für Kleinhändler jeder Art; es gibt alles, auch Altmaterialien jeder Art werden aufgekauft und verwertet, z.B. schneidet man alte LKW-Schläuche in Streifen, um daraus Riemen für Schuhe oder Taschen zu gewinnen. Plastik wird ebenso in Streifen geschnitten und Taschen daraus geflochten usw. usw.
Schuhe und Kleider gibt’s ohne Ende, man kennt das ja. Die vier Damen, hier vornedran, haben ihren Spaß beim Auswählen:

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Aber ich brauchte was Anderes. Und eigentlich war ich gar nicht so scharf auf den Markt. Das Radgeschäft, das da sein soll, wie man mir in unserer übrigens sehr empfehlenswerten Backpackerunterkunft (Wanderers, Ecke Addis Abeba Road/Lagos Road) sagte, führte mich hierher.
Nach fünfmal Durchfragen fand ich es. Weit über 20 afrikanische Räder vor der Tür ließen auf eine Radschachtel hoffen:

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Jawohl, ich wollte so ein Desaster wie beim Hinflug vermeiden und das Rad schön verpackt und problemlos aufgeben. Ungelöst war allerdings auch noch das Problem wie eine solche Riesenradschachtel per Rad zum 20 km entfernten Flughafen zu transportieren sei. Ein Taxi bloß wegen der blöden Schachtel?? Nee, keine Lust!

Nein Schachteln hätten sie nicht, enttäuscht mich der ebenfalls enttäuschte Verkäufer, der lieber ein Rad verkauft hätte. Im Geschäft nebenan stehen Schachteln. Ja, es gäbe auch größere, und mit einer Portion gefalteter Boxen auf dem Kopf und mit mir im Schlepptau bahnt sich der Mann einen ganzen Kilometer durch das Marktstand- und Basargewühl … aha, jetzt sind wir endlich da und hier wird er seine Ware gegen Bares los!
Der Schachtelhändler bietet mir mehrfach gebrauchte, relativ große Pappbehältnisse an. Reichen mir drei Stück, um mit einem Kilometer Klebeband eine große draus zu basteln?? Ich nehme besser vier. Sorgfältig werden sie zusammengeschnürt. Haben ein ganz schönes Gewicht, die Dinger! Ich nehme sie, wie hierzulande üblich, auf den Kopf. Das geht schon, aber es geht auch gar nicht, denn gleich bieten sich mehrere Einheimische an, mir das zu tragen. Das fehlt mir grad noch … Nun ja, eine weiße Frau läuft schon selten genug hier rum und jetzt auch noch … nee, das geht nicht. Außerdem verrutscht die Schnur, das Paket hält nicht …
Hhhhmmm. Aber es gibt für fast alles eine Lösung! Eine große Plastiktasche! Eifrig faltet mir der Junge mit einigem Kraftaufwand den ganzen Pappsalat noch ein bisschen kleiner zusammen. Passt! Passt tatsächlich ganz hinein! Sogar der Reißverschluss geht zu! So, und auf den Gepäckträger passt das sicher auch und ich kann damit zum Flughafen radeln ;-))
Zuvor geht‘ s aber durch urige Alleen zurück zum Backpacker:

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Andere Frauen tragen auch was, und nicht nur ein was:

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Und diese beiden Damen haben anscheinend ihre Mandarinen und Bananen vollständig verkauft? Aber die Schieflage? Auf jeden Fall befindet sich alles im Gleichgewicht ohne irgendeinen Fall:

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Wie auch immer, auch ich trag das Meine auf meine Art.
Voll bepackt schaut das Rad dann so aus (Foto: Peter Smolka):
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Tja, man ahnt es, leider heißt es nun Abschied nehmen, einmal muss es sein. Einen Kaffee gibt’s noch, dann das Zelt gar abbauen … (Fotos: Peter Smolka):

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Ja, es waren wunderbare, erlebnisreiche Wochen, die ich bestimmt nie vergesse!
Einen besonderen, großen und herzlichen Dank an Peter, dass ich mit ihm fahren durfte!
Weiterhin gute Reise, viel Glück und schöne Begegnungen und Erlebnisse für Dich, Peter, und alles alles Gute!

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Ein bisschen wehmütig, ich will nicht so recht fort, geht’s ab zum Flughafen. Mit zweieinhalb Schachteln mache ich mein treues Fahrgerät samt Gepäck in eineinhalb Stunden airlinetauglich. Am Check-in-Schalter dann nochmal ein paar bange Minuten: Ob das ein Fahrrad wäre, ob das ein normales Rad wäre („It’s so big!“), ob ich weiß, was das wiegt … Dann verschwindet die Lady eine geschlagene Viertelstunde mit meinem Pass! Oh, oh das wird was werden!?!
Aber es geht alles gut! Das Bike wird gewogen, macht mit Schlössern und Verpackung 22,xx kg und ist wohl im Rahmen des Gepäckhöchstfreigewichtes von 23 kg, denn es gibt noch eine angenehme Überraschung: Kosten tut’s nichts, jedenfalls verlangt die Dame nichts!! ;-)) Zwei „fragile“- Aufkleber kommen noch drauf, dann muss ich es bis Frankfurt seinem Schicksal überlassen …
Pünktlich hebt der Flieger nach Windhoek ab, noch pünktlicher kommt er an. Unspektakuläres Umsteigen. In Windhoek ist es eine Stunde früher, deutsche Winterzeit sozusagen – und weiter geht’s um 20.35 Uhr nach Frankfurt. Bisschen Schreiben und Schlafen, Erwachen dann bei Sonnenaufgang, schön!

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Wir sind wieder in Europa und alles kommt komplett, funktionsfähig und pünktlich an, ja sowas ;-))
Der Zug fährt auch wie vorgesehen, eine allerletzte Abschlusstour muss aber sein: Ich steige in Neustadt/Aisch schon wieder aus dem Zug und radele heute wenigstens noch kurze 45 km durchs Frankenland nach Hause. Und wer grüßt am Neustädter Rathausplatz vom Dach herunter? Der Storch aus Afrika …

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Bye, bye … see you again …

The last act …

nicht ganz, aber fast. Zumindest die letzte tagesfüllende Fahrt – die aber gründlich: 1800 hm rauf, das haben wir schon mal gehabt, vom Honde Valley nach Nyanga. Nur waren es diesmal, als würdiger Abschluss, 133 km, und nicht nur 78 km. Irgendwann fährst du nur noch, einfach immer weiter, immer rauf und runter und wieder rauf, so wieder Weg halt ist, bis es zu dämmern beginnt.
Halt, nicht ganz pausenlos natürlich. Eine Radreise ist kein Wettkampf. Ein Mittagsmahl bei der Köchin, dann noch 1-2 Unterbrechungen zum was trinken, das gehört schon immer dazu, das hat sich eingespielt und passt so. Fahren, gucken, fahren und auch mal fotografieren:

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Dann weiter und schauen, eine Garküche entdecken, wo das Feuer brennt, der größte Topf bis oben hin mit Sadza gefüllt ist, die kleineren mit Beef oder Chicken, Gemüse und Soße … Aber es ist wieder mal Sonntag. Am Sonntag, jawohl, da fährt der Franke dann und wann oder immer in die Fränkische, wo groß aufgekocht wird. Ausflugstag! Und hier in Afrika, in Simbabwe und in Sambia?
Tja, da haben die meisten Garküchen am Sonntag zu! Einmal die Woche muss ja Pause sein. Kirchgang eventuell und Erholung! Mal keine Geschäfte machen und nix arbeiten. Der deutsche Metzger hat ja auch zu am Sonntag und verkauft da keine Leberkäsbrötchen. Teuer Essen gehen, so wie bei uns, das kann sich der normale Landbewohner (80 % der Sambier sind übrigens in der Landwirtschaft tätig – ja, so viele!!) nicht leisten und ist zudem weitgehend Selbstversorger. Die unzähligen Obst- und Gemüsestände zeugen davon. Ob am Sonntag jeder selbst kocht, was unökonomisch wäre, man bedenke die summierte Holzmenge für einzelne gekochte Mahlzeiten, oder ob es dann halt mal nichts Warmes gibt, wissen wir nicht.
Aber wir haben Glück und finden doch noch eine Köchin in Aktion und dürfen uns an Chicken, Gemüse, Soße und Sadza laben.

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Doch erstmal das Ganze von vorne: Der Grenzübergang: Abmelden in Simbabwe, einen Tag vor Ablauf des 30-tägigen Visums, dann über die Dammkrone radeln –  links der Kariba-Stausee, spiegelglatt und hellblaugrau im Morgenlicht, ein paar Fischerboote mit Lichtern noch, rechts der einstmals wilde Sambesi am Fuß der hohen Staumauer. Drüben dann 50 Dollar in die Staatskasse, Visa-Stempel in den Pass, ein paar Kwacha persönlich beim Agenten eingetauscht, gegen Dollar. Sambia wir sind da!
Die kleine Straße von Kariba zur Hauptstrecke T2 rauf nach Lusaka beschert uns noch einmal 60 km ländliche Idylle. Die kleinen strohgedeckten Hütten sind noch einfacher als die in Simbabwe. Das Gras hierzu wird vor Ort geschnitten und auch gebündelt weiter verkauft oder Matten, Körbe, Taschen etc. daraus geflochten, die dann am Straßenrand auf Käufer warten. In dieser Gegend steht aber besonders viel Holzkohle zum Abholen bereit:

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Kaum ein LKW seit der Grenze, und nur wenige Autos, wunderbar. Ochsen- und Eselskarren hin und wieder:

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Reges Leben am Fluss:

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Und wieder rauf – man sieht die Steigung nicht so recht auf dem Bild – Schiebestrecke zur Abwechslung, auch mal gut! Wilde weite Landschaft, Berge nach allen Seiten:

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Irgendwann ist die T2 erreicht. Mehr und mehr LKWs und Busse füllen die Hauptstrecke nach Lusaka. Nach 80 km eine unerwartete Accommodation, zu bald und außerdem erst halb zwei. Also weiter … lang kommt dann nichts mehr. Am Abzweig zu den mehrere hundert Kilometer entfernten Victoriafällen, nach Livingstone, soll es was zum Übernachten geben, sagte man uns. Fehlanzeige. Ins 13 km entfernte Kafue kommen wir nicht mehr bei Tag. Orangerot verfärbt sich der Himmel. Turbulentes Treiben, wie immer an bedeutenden Wegkreuzungen. Ein Gebäudekomplex wirkt ruhig, jemand steht bewachend davor … Ja, wir dürfen hier unsere Zelte aufschlagen, er sei übrigens Police Officer und die ganze Nacht da. Prima! Ob wir ihm ein Bier holen dürften? Nein, aber gerne was zu essen. Die Räder können innen rein, in sein Zimmer. Ja, wir dürfen sie auch anketten – kann höchstens sein, dass er uns dann nachts weckt, denn wenn er jemand einsperren muss, muss der Platz frei sein …
Ruckzuck stehen die Zelte. Wir werden geweckt, aber erst in der Morgendämmerung. Keiner wird eingesperrt, aber vermutlich ist bald Schichtwechsel. 77 km noch bis Lusaka, laut Navi. Also dann mal los, Frühstück unterwegs. „Ich seh dich dann in der nächsten Bar“, sage ich zu Peter, der vorausfährt. –
Pannenpech! Eine Art überdimensionalen Reißnagel habe ich aufgesammelt, zu viel für die besten Pannenschutzreifen. Also Gepäck runter und zusammenschließen, damit sich keiner schnell ein Teil schnappen und damit abhauen kann, dann flicken, pumpen, passt. Weiter.
Aha, da vorne sind schon Hochhäuser, der Stadtrand von Lusaka, aber laut Tacho noch 15-17 km ins Stadtzentrum zu „unserem“ Backpacker. Ohlala wenn hier schon so viel Verkehr ist, wie sieht’s dann erst im Zentrum aus?? Aufpassen nach 15 km und den Abzweig nicht versäumen … Mit Vollgas weiter, bin ja weit hinter Peter, wir haben auch keine SIM-Karten im neuen Land.
„How are You, madam?“ ruft der Zeitungsverkäufer an der Ampel, und nicht nur der. Geht das jetzt 15 km so zu? Zuviele Leute, die was verkaufen wollen… „How far is it to the town Center?“ rufe ich, um irgendwas zu sagen. Da deutet er in Gegenrichtung und sagt: „The Town-Center is there!“ ????? Ich kann’s kaum glauben, fahre ein Stück zurück, zücke mein Tablet. Tatsächlich, schon über’s Ziel rausgeschossen! Auch Navis irren mal und berechnen zuviel. Statt 15-17 km nur mehr 3, schön! Schnell bin ich da, und fange an zu berichten, aber Peter weiß wieder mal schon Bescheid. Buschtrommeln! Zwei Radfahrer sahen ihn und mich …
(Ergänzung Lusaka folgt)

Kariba

Heute zuerst mal ein Suchbild:

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Welches Tier versteckt sich da im Gebüsch? Es ist natürlich gut getarnt und die Stelle, die rausguckt gar nicht so klein und durchaus deutlich zu erkennen, wenn man es weiß (Auflösung später).
Von Karoi nach Makuti in gewohntem Bergauf-Bergab-Dahinfahren wird es immer ruhiger und menschenleerer. Federwölkchen, blauer Himmel, lauer Sommerwind, nein: afrikanischer Winterwind, lassen Zeit und Kilometer dahinfliegen.

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Die Köchin kocht wieder Sadza und Beef mit einer excellenten Soße, diesmal am Feuer auf dem Boden, und wir greifen nochmal zu, bevor das Land fast allein den Tieren gehört.

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„You now enter parks and wildlife area“ verkündet ein Schild 60 km hinter Karoi. Ja, das hat man uns erzählt, von hier an bis hinunter nach Kariba sei mit Elefanten und Löwen zu rechnen. Aber hier donnern laute LKWs vorbei, was sie wieder abschreckt. Wir sehen auch nur einen gemalten Löwen (der irgendwie sehr menschlich guckt, oder etwa nicht?):

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Nun denn, wir landen ungesehen in Makuti. Beim Feierabendbier draußen vor der Bar stört ein Besoffener etwas. „Make friends, I love You“ bettelt er mit großen Augen. Am End will er mich gar heiraten, hier bleiben soll ich oder er will mit nach Germany, das ist nicht so ganz klar. Peter schaut grad nach einer Unterkunft, sein Bier hat er hiergelassen und der Jüngling beäugt es lüstern und will es austrinken… nach meinem x.ten „No“ und “ it’s impossible“ (auf die Heirats- und sonstigen Wünsche) hat er eine andere Idee: „I want to test your bike!“ Ich sehe ihn schon mit meinem gesamten Gepäck, mit all meinen Sachen, davonrasen … nix gibt’s! Schnell schnappt das Kettenschloss zu. Ein bisschen macht er noch rum, dann verschwindet er bevor Peter wieder kommt und wir nochmal mit dem geretteten Bier anstoßen. Dererlei Aufdringlichkeit war aber zum Glück selten und nie ein echtes Problem.
Nun denn, der Mond geht auf,

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wir beziehen unser Quartier und fahren am nächsten Tag von 1200 h Höhe zum Kariba-Stausee bzw. zum gleichnamigen Ort auf knapp 500 hm hinunter, eine wunderschöne Fahrt durch, bis auf die Straße, unberührte Landschaft. Wie man sich schon denken kann, summieren sich aber die Aufstiege dazwischen und zwar auf 800 hm. Immer wieder schöne Ausblicke auf den azurblauen See!

Die 77 km lange gewundene Straße, in den 1950ern erbaut, folgt uralten Elefantentrampelpfaden. Diese Idee der Streckenführung war kostengünstiger als das äußerst schwierige Vermessen des unwegsamen bergigen Geländes.
Gestaut hat man nach dem Bau der Talsperre von 1956 – 59 den wilden Sambesi, der auch die Grenze zu Sambia markiert. Der Stausee ist zwischen 18 und 32 km breit, aber 280 km lang! Da nimmt sich die Staumauer mit 617 m sehr kurz aus. Morgen fahren wir drüber und sind dann in Sambia.

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Im Vordergrund ist der Nyaminyami, gleichzeitig Flussgott und Wasserschlange zu sehen.
Übrigens werden auch Fährfahrten von Kariba über die gesamte Länge des Sees angeboten, empfohlen als Entspannungstour Richtung Victoria-Falls und als Erlebnis, denn man fährt 22 h und hat in Westrichtung den Vorteil tagsüber an mehreren National Parks zu Wildtierbeobachtung vorbeizukommen. Die Vollverpflegung, einschließlich Tee, Kaffee und Snacks soll hervorragend sein, aber ob man unbekümmert dem Badeangebot im See nachkommen kann, weiß ich nicht. So viele Krokodile wie da drin sind …
Mehrere Campingplätze verteilen sich langgestreckt am Nordufer um Kariba. Die Hauptstraße liegt oben am Hang, auf einer Sandpiste geht’s zum ersten, wo Zebras bei Bier und Kaffee (für uns – keine Missverständnisse!) grasen. Wir fahren dann aber weiter, und – jetzt komme ich endlich auf das eingangs erwähnte Suchbild zurück – werden gewarnt: Ein großes Tier verberge sich da vorne im Gebüsch an der Kurve, wo wir rum wollten und ganz nah dran gewesen wären!!!!
Also absteigen und genau hinschauen!! Tatsächlich, abwechselnd guckt am linken Rand und in der Mitte was raus, es bewegt sich was, aha jetzt kommt er raus – und auf uns zu? Nein, er frisst weiter. Hin und her bewegt er sich. Wir warten in sicherer Distanz. Ein Auto will vorbei. Auch das wartet, der Fahrer ist vorsichtig. Ein Elefantentritt wäre …
Nun da zeigt er sich ja in voller Schönheit:

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Sein Grau war im Gebüsch kaum von einem Granitstein zu unterscheiden. Wir warten 10 min, 15 min, dann trottet er davon und wir haben freie Bahn.
Unseren Campingplatz haben wir dann wieder mal ganz für uns allein und bekommen die beste Hütte samt Küche, warmer Dusche und Seeblick von der Terrasse:

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Melonenreste finden rasch Liebhaber. Heißes Gerangel und Geschrei um die erste Portion, die zweite nimmt der Chef fast allein für sich in Anspruch:

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Morgen geht’s dann also über den Staudamm, über die Grenze nach Sambia. Und wieder rauf auf 1200 m Höhe. Weil die nächste Ortschaft Kafue fast 150 km weit ist und Höhenmeter und Grenzübertritt ihre Zeit brauchen, wollen wir um 6 Uhr los und rechnen trotzdem mit Zelten in der Pampa.
Und es wird wieder ein Stück noch afrikanischer werden …

 

Immer weiter und mehr oder weniger wundern!

Nach Westen, mit der Morgensonne im Rücken, schaukeln wir am nächsten Morgen in stetigem Auf und Ab an Ochsenkarren und anderem Publikum auf der gewellten Sandpiste weitere 15 km vor zur geteerten Hauptstrecke. Weit über die Ebene verstreute, strohgedeckte Hütten bestimmen hier das Bild, die Berge haben uns endgültig verlassen. Nicht nur kleine Kinder gucken wie immer neugierig, lachen und winken, der Hahn kräht, die Ziegen meckern, warum auch immer.
Am malerischen Halfway-House, einem großen, vermutlich wohl Gutsherrenhaus von 1891, haben auch wir die Hälfte des Weges zum Tagesziel Marondera hinter uns. Immer schön hügelig, später bergig schwingen wir darauf zu, immer so um die 1700 m Höhenlage herum, wo bei uns schon fast Baumgrenze wäre. Hier gibt’s aber nach wie vor Bäume und Büsche, so dass der Europäer optisch eine tiefere Lage vermutet.
Am Zaun vom 19/20 Caravanpark von Marondera hängt ein verblichenes Schild, aber wo ist der Eingang? „Swimming Bath“ steht ein ganzes Stück weiter hinten, also da mal fragen … ok, wir sind hier richtig, dies und das wird besprochen und organisiert und abends punkt acht, wie bestellt, ein großer Kübel heißes Wasser zum afrikanisch Duschen herbeigeschleppt.
Am nächsten Tag möchte „unser Junge“, der das ganze managt und aus den Bergen Chimanimanis stammt, unbedingt ein Abschiedsfoto „with the bicycles“:

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Dann brechen wir auf. Um die Hauptstadt des Landes, Harare, kommen wir nicht herum. Sternförmig laufen die Straßen drauf zu. Über den davon südlich gelegenen „Vorort“ Chitungwiza, einer rasch an Bevölkerung zunehmenden Arbeiterstadt mit mehreren 100.000 Einwohnern, die wohl eines Tages mit der Hauptstadt zusammenwachsen wird, wollen wir die Zweimillionenstadt Harare südwestlich in einem Viertelkreis tangieren. Eine durchgehende, wahrscheinlich alte Straßenverbindung, ist per OSM-Karte auf dem Tablet auszumachen und auch zu finden, aber was uns da am Samstagvormittag, Mittag und Nachmittag erwartet, hätte ich mir so nicht vorstellen können: Es geht so zwar nicht durchs verkehrsreiche Zentrum Harares, dafür aber entlang der Townships, der Vorstädte der ärmeren Bevölkerung.
Ursprünglich waren diese jeweils für bestimmte Berufsgruppen angelegt worden, so z. B. die Rugare Township für die Bahnarbeiter, Highfield und Glen Norah u.a. für die Industriearbeiter,  Tafara und Mabvuku für die Servants, die Hausangestellten …
Es erwarteten uns ca. 40 km Dauerflohmarkt, Basar, Obst und Gemüsemarkt, Kleider und Schuhe aller Art, auch afrikanische Haarkunstteile  („100 % Natural Hair“) sind zu haben, wildes Treiben, Gebrauchtwaren, sowie Möbel, Türen, Spiegel, Korbwaren, Garküchen, Reifenrepair, Barbiere, Schuster und sonstwas ohne Ende. Ein Lärm und ein Geschrei, ein „How-are-you“ ohne Ende und leider auch ab und zu unangenehme Anmache. Schnellstmöglichst durch hier, nix fotografieren, nicht stehen bleiben, zusammenbleiben!
Wir kommen gut durch (eine Panne … nein, die hatten wir nicht ;-)), dann noch ein Stück stark bevölkerte Samstagsnachmittagsausgeh-Sandpiste, aber nun wird es endlich ruhiger! Auf einmal sind alle weg und wir schon fast bei unserem Tagesziel angelangt, dem Lake Chivera, einem bedeutenden Naherholungsgebiet westlich von Harare mit mehreren Campingplätzen.
Ein Pickup hält neben uns und Berry, der Fahrer, ein weißer Simbabwer, empfiehlt den Kamba Caravan-Park, wo er auch selbst sei… Als wir ankommen weiß der Offizier an der Schranke schon Bescheid: ja, und unser Platz wäre schon bezahlt… Traumhafte Ruhe hier auf dem großen schönen Gelände nach dem turbulenten Tag!  Unspektakuläre Abendstimmung am See:

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Viele Kilometer gibt’s am nächsten Tag. Alternativ zur LKW-befahrenen Hauptstrecke hat man uns am Campingplatz ein ruhiges kleines Sträßchen entlang eines weiteren Sees empfohlen. Gerade und eben flitzen wir auf der geteerten Piste dahin.

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Dann und wann weht es ein bisschen Sand herum, dem wir zunächst keine Beachtung schenken. Aber nun wird er mehr und mehr! Bald ist nur noch ein schmaler Teerstreifen frei. Die ersten Wellblechstellen dann nach 25 km. Und so versinkt unser Sträßchen bald förmlich in Sand. Nun fürwahr ein schönes Studienobjekt wie aus einer Straße eine Sandpiste wird…!!
Noch 30 km geht diese Nebenstrecke bis zur Hauptverbindung vor! Herumrechnen, denn Sandpiste ist mindestens Teerstraße x 2, oh je, das wird spät, zu spät! Umdrehen? Da hätten wir 60 km mehr, noch zusätzlich zu den 132 km heute … lohnt sich nicht, geht nicht. Also weiter. Vielleicht wird’s ja wieder besser? Oder noch schlechter?? Nee, ich bin kein Pessimist!
Am nächsten Ort mit dem schönen Namen Maryland ein kurzer Pausenstopp und siehe da, am Ortsende geschieht tatsächlich das Wunder und der Sand ist plötzlich wie weggeblasen, die Teerstraße wieder saubergefegt! Jetzt aber ab durch die Mitte nach Chinhoyi! …
Da schau, nur noch 10 km und ein Bergabstück, hui!! volle Fahrt voraus. Oh was ist das? Ist die Straße so uneben, bin ich zu schnell oder was? .. aaaach, das Schlingern kommt von immer weniger Luft im Hinterreifen…
Pumpen und fahren so weit es geht. Die letzten 1,5 km bergauf schieben und abends Reifen flicken. Ursache nicht gefunden, kein Draht oder Drähtchen steckt im Reifen, nur ein Miniloch im Schlauch.
Eigentlich (k)ein Wunder. Der Seitenstreifen, auf den man oft ausweichen muss, war heute ganz besonders übersät mit diesen zerfetzten gemeinen Feindrahtgeflecht-LKW-Reifen … egal, nun ist alles wieder heil und die Maschine flitzt wieder ;-))

Der nächste Tag, knapp 90 km nach Karoi, verläuft unspektakulär.
Nur ist mir aufgefallen, dass mir Palmen schon gar nicht mehr auffallen! Schnell ein Foto! Ach und da läuft grad eine Frau vorbei …

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So ist das, wenn man länger wo ist: Man gewöhnt sich an fast alles und nimmt kaum noch wahr, was zu Beginn der Reise noch auffiel!
Wundern werde ich mich wohl beim Heimkommen …

Nyanga Mountains Nationalpark und Dianas Vow

Von Hauna, 850 m hoch, im fruchtbaren Honde-Valley mit seinen Obstplantagen, Hängebrücken, Teefeldern und pittoresken afrikanischen Dörfern, die sich wie im Bilderbuch an den Hängen hinziehen, fahren wir kurvenreich und mit schönen Ausblicken ins Tal auf der einen, und auf die Felswände mit den Wasserfällen des Nyanga-Nationalparks auf der anderen Seite, wieder die 30 km hinauf zur Straße, die wir zuvor hinabgerauscht sind.
Früh am Morgen ist es noch kühl und gut zu fahren. Der kleinste Gang kommt oft zum Einsatz und mit Auf und Ab summieren sich 1100 Höhenmeter um auf 1600 m Höhe zu gelangen. Kiefern mit langen Nadeln und andere Bäume bestimmen jetzt das Bild. Ganz ruhig ist es hier, eine erholsame Abwechslung zum quirligen Hondetal, wo es am Schluss doch ein bisschen zu viel des Guten mit ständigen „Hello“ und „How-are-You“-Rufen war.
Oben sind wir noch nicht: Juliasdale, der nächste Ort ist 1930 m hoch, danach geht’s mit Schwung die immer weniger werdenden Gegenanstiege hinauf und immer mehr hinab, denn es fällt ins 1720 m „tief“ gelegene Nyanga hinunter. Das macht Spaß und flitzt zum Tagesabschluss! Berge und rund geschliffene Felsen bestimmen hier das Bild. Am Ende misst Peters Höhenmesser 1850 m Gesamtaufstieg, verteilt auf 78 km. Schön und abwechslungsreich war’s, dazu das Gefühl was geschafft zu haben.

Wasserfälle gibt es viele im Nyanga-Nationalpark. Für Radler, über eine 6 km lange wilde Piste, relativ leicht erreichbar sind die Nyangombe Falls.

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Über steile große und kleine Felsen stürzt der Fluss in zwei Kaskaden fast 30 m tief in ein großes Wasserbecken und fließt unten scheinbar bergauf weiter, natürlich eine optische Täuschung!

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Im Rhodes Nyanga Hotel ist im ehemaligen Pferdestall ein kleines Museum untergebracht. Die Möbel aus Rhodes Nachlass, Fotos und alte Landkarten, Kutsche und Wagen, sowie Alltagsgegenstände lassen das Leben um die vorvorige Jahrhundertwende lebendig werden. Einen mobilen Bücherständer, wie diesen hier (oder einen modernen Nachbau) können Vielleser immer gebrauchen:

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Draußen blüht es wunderbar, andere Dimensionen als die Gewächse auf mancher heimischen Fensterbank. Vögel sind auch drin versteckt!

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Im Nyanga-Park ist kaum jemand da. Er kostet Eintritt und der Tourismus in Simbabwe steckt noch in der Krise. 2-3 Autos am Tag stören den Radfahrer nicht und so kann man auf dem Circuit-Drive um diese Jahreszeit stundenlang herumfahren und begegnet höchstens mal einem Arbeiter. Absolute Ruhe und Einsamkeit! Die Wege, besser gesagt die Trails, erfordern ein MTB und manchmal liegen Steinbrocken drin, es geht steil runter zu einem Fluss und wieder rauf, oder der Weg ist derart abgerutscht, dass man schieben muss. Macht nichts, so sieht man mehr. Natur pur, hinter jeder Kurve neue Ausblicke.

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Auch einen kleinen Sandstrand mit einem bilharziosefreien Badebecken gibt es am Nyongombe River. Das Wasser ist allerdings eiskalt. Malerisch stehen da auch runde Brotzeit-Hütten am Hang um Schatten spenden, fehlt nur der Bierkeller drunter …
Die ganze Gegend ist schon seit der Steinzeit besiedelt und reich an kulturellen Zeugnissen. Hier entstanden ab dem 16. Jh. auch sogenannte Pit Structures, die man in dieser Gegend zu Tausenden gefunden hat. Mannshohe Gruben von ca. 6 m Durchmesser, ausgekleidet mit Steinwänden, waren durch einen unterirdischen Gang mit den Wohnhütten verbunden und verfügten über eine Art Drainage. Waren es Zufluchtsstätten für Frauen und Kinder, Behälter zum Goldwaschen oder gar ein Fruchtbarkeitssymbol? Die Forscher rätselten. Am wahrscheinlichsten ist, dass kleine Nutztiere, wie Hühner und Ziegen abends in die Grube geschubst wurden um sie vor Dieben und Raubtieren zu schützen.

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Der Weg zu den Ruinen von Fort Nyangwe, dem besterhaltensten Fort der Nyange-Kultur samt Aussicht auf die kleinen Stauseen mit reichem Forellenbestand und auf die bewaldeten Berge der Umgebung ist so zugewachsen, dass ich nicht einmal zu Fuß durchkomme, schade. Hoffentlich werden die Wege wieder besser gepflegt, damit nicht alles zuwächst.
Am Scheitelpunkt des Circuit-Drive könnte man zum höchsten Berg des Landes, dem 2993 m hoch gelegenen Mount Inyangani wandern und das zuvor besuchte Honde-Valley auf der anderen Seite von oben betrachten, aber dazu reicht die Zeit nicht. Auch die höchsten Wasserfälle, die in dieses Tal über eine steile Abbruchkante hinabstürzen sind Dutzende von Kilometern entfernt und müssen für einen eventuellen späteren Besuch, bei dem man im Park übernachtet, warten, ebenso die einsame Weiterfahrt nach Troutbeck, die Ziwa-Ruins u.v.m.
Spätnachmittagsstimmung zum Abschluss:

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Auch Nyanga war ein Abstecher. Am nächsten Tag geht’s wieder rauf nach Juliasdale und weiter durch die grandiose Berglandschaft in Simbabwes Osten. Mehr Affen als Autos sind hier unterwegs:
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Und auch sonst geht alles seinen gewohnten Gang:
Die Köchin kocht (wo sie wohl das T-Shirt herhat?), die Männer trinken Chibuku …
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Wir verlassen die Teerstraße, nicht wegen der Affen, sondern wegen Dianas Vow. Ca. 14 km recht gut befahrbare Sandpiste stehen uns bevor: F!ussquerungen und Ochsenkarren sind hier keine Seltenheit:
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Dianas Vow gilt als bedeutendste Felsmalerei Simbabwes. „Vow“ heißt Gelübe. Der leidenschaftliche Jäger Rhys Fairbridge soll einmal, so die Legende, unbewaffnet im Busch einem prächtigen Kudubullen begegnet sein und gelobt haben, nie wieder ohne Schusswaffe aus dem Haus zu gehen.
Die Zeichnungen haben eine eigenwilige Austrahlung. Es ist viel übereinander gemalt. Um eine Riesengestalt mit Antilopenmaske reihen sich unzählige Menschen und Tiere. Es könnte ein Regenmythos sein mit der Riesengestalt als Regenzauberer, denn auch Wasserbeutel und Wasservögel fanden Forscher auf dem Bild. Ein Freudentanz wegen einsetzendem Regen?
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Da der nächste Ort zu weit weg ist, fragen wir in einem Dorf in der Pampa ob wir hier zelten dürfen. „No problem“, meint einer Jungs und holt den Besitzer des Weidegeländes. Auch die anderen schauen neugierig herüber. Am Morgen hat man uns erzählt, dass das Fussballspiel Italien – Deutschland heute wäre und die haben hier sogar einen Fernseher! Na sowas, das wird interessant.
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Streusiedlungen gehören noch zu diesen Dorfmittelpunkt, eine Bar gibt‘ s auch. Der kleine Fernseher steht allerdings hinter Gittern (alle Bars hierzulande sind eingittert). Erwartungsvoll werden schon mal Wetten abgeschlossen – der eine Afrikaner ist bekennender Italien-Fan… Beim Anpfiff stellt sich dann heraus, dass das Spiel doch erst zwei Tage später ist…

Nach Mutare und weiter ins Honde Valley

Nun wurde zwar im letzten Blog einiges geschrieben, aber nichts über Mutare selbst, wo wir drei Tage waren.
Mutare sei die schönstgelegenste Stadt des Landes, meint mein Reiseführer von 2014 (einen neueren von Simbabwe gab es nicht), schränkt aber gleichzeitig ein, es sei nicht mehr so angenehm wie früher: Der Verkehr habe zugenommen, man werde als Weißer ständig angebettelt, solle sich nur tagsüber dort aufhalten etc. Früher, d.h. vor den Zeiten der Farmbesetzungen im Jahr 2000: Man hat damals die weißen Farmbesitzer aus dem Land gejagt, ja sie waren quasi zum Abschuss freigegeben. Aber mit ihrer Vertreibung verschwand auch das know-how der weißen Farmer …
So strudelte eines der schönsten und unbeschwertesten Reiseländer Afrikas in die Krise. Wirtschaftliche Not, eine zusammenbrechende Infrastruktur und die instabile Rechtslage verschreckten die Touristen. Seit 2009 geht es langsam wieder aufwärts.
Wir haben kaum andere Weiße getroffen. Alle paar Tage sieht man mal einen, der dann sofort mit seinem Auto anhält und fragt, ob alles o.k. sei. Im Süden des Landes nach unserer Einreise aus Botswana, wurde noch normal und höflich mit uns umgegangen. Je weiter wir in den Norden kommen, desto mehr werden wir angebettelt. Das kann schon mal lästig werden, wenn Peter bei jedem Kauf von Bier von Einheimischen gefragt wird, ob er ihnen eines spendiere, ob wir mal einen Dollar haben… Natürlich machen das nicht alle, aber zu viele. Einer fragte gar, ob er mal von seiner am Fahrrad steckenden Cibuku-Flasche trinken dürfe … (Chibuku ist ein ca. 2% alkoholhaltiges Getränk, aus Getreide vergoren, milchig weiß, schmeckt sehr eigenartig und wird viel getrunken, da es billiger als Bier ist.) Auf der anderen Seite sind die Leute aber sehr freundlich und hilfsbereit und versuchen alle infrastrukturellen Mängel wettzumachen.
In Mutare selbst war es aber nicht so schlimm wie der Reiseführer schreibt. Wir hatten eine sehr schön gelegene Unterkunft am Stadtrand, umgeben von großzügigen Villengrundstücken. Von früher kenne ich die 188.000 Einwohner-Stadt auch nicht, kann mir aber gut vorstellen, dass es mit weniger Verkehr in den Straßen angenehmer war. Aber das ist ein weltweites Problem.
Wie dem auch sei, Simbabwe ist ein wunderschönes Land! Die meisten Hauptstraßen sind in sehr gutem Zustand, wären sogar weitgehend rennradtauglich. Abgesehen von Großstädten ist sehr wenig Verkehr auf abwechslungsreichen Strecken, die das Radfahren zum Vergnügen machen. Dutzende von Kilometern kann man hier über das Land fahren ohne dass einem jemand in die Quere kommt, ohne dass man anhalten muss, ein Genuss, den man in Deutschland höchstens bei Wettkämpfen hat.

Nun aber zu dem, was es zu sehen gibt:
Hoch oben in den Bergen, 30 km von Mutare, im Bvumba-Tal, nach steiler kurvenreicher Auffahrt zu erreichen, hatte in den 1920er Jahren ein britischer Geschäftsmann sein Wochenenddomizil. Kein kleines, sondern eine Riesenfarm, aus der seine Frau im Laufe der Zeit ein botanisches Kunstwerk formte, bzw. formen ließ. Inzwischen ist es an die Nationalparkbehörde verkauft und beinhaltet auch einen Campingplatz und Hütten als Feriendomizil.
Während Peter an seinem Blog schreibt, mache ich einen Tagesausflug rauf. Kein Besucher da außer mir, nur ein paar Gärtner. Absolute Ruhe und Erholung, ein wunderbarer Garten mit einem großem und mehreren kleinen Seen und einem (leider geschlossenen) Teehaus als Herzstück.

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Drum herum schmale gewundene gebirgige Pfade, kleine Bäche, dahinter am Hang Urwald mit Farnen und Lianen,

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weiter unten Lichtungen und Wiesen und hinter jeder Ecke ein neuer Anblick.

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Zu jeder Jahreszeit blüht was anderes. Lustwandeln nach hier und da! Schön!

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Die Zeit ist viel zu schnell um. Ich muss zurückfahren.
Das wäre auch mal was zum oben Zelten, um den verwunschenen Park bei jeder Tages- und Nachtzeit genießen zu können. Die scheuen Samanagoaffen, die Meerkatzen ähnlich sehen und sich abends mit hustendem Geschrei durch die Baumwipfel schwingen, sollen hier relativ leicht zu entdecken sein. Außerdem gäbe es noch 200 verschiedene bunte Schmetterlinge und Blauducker, die fast nur noch hier vorkommen.

Am nächsten Tag schaue ich bei der kleinen Nationalgalerie vorbei: Ein paar Gemälde

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und Skulpturen aus Speckstein geben einen kleinen Einblick in afrikanische Kunst.

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Im Mutare-Museum darf man leider nicht fotografieren. Authentisch und gut gemachte kulturgeschichtliche Panoramen, dazu eine Hütte zum Reinsetzen mit simulierter LED-Feuerstelle, Alltagsgegenstände, Jagdmethoden, Schmuck etc. lassen das Leben der vergangenen Ziwa- und Nyanda-Kulturen lebendig werden.
Naturkundliche Panoramen verblüffen den Betrachter etwas, sieht er doch auf den Erläuterungstafeln zunächst deutlich mehr Tiere als ausgestopfte im Schaufenster. Das ist nix für Schnellgucker: Die Tiere, insbesondere die kleinen und die Vögel, sind so gut getarnt, dass man sie in den ebenfalls naturgetreu nachgebildeten Landschaften an der richtigen Stelle kaum sieht!
Zu diesem städtischen Museum gehört noch das Utopia-Haus, eines der ältesten hier (Mutare entstand ab 1890) und 1897 im Zuge der Vermessung der zu bauenden Eisenbahnlinie von Rhys Fairbridge erbaut, dessen Sohn Kingsley später als Dichter und Poet berühmt wurde. Bei der Vermessung der Bahnlinie von Beira nach Salisbury stellte sich dann heraus, dass man einen Berg hätte untertunneln müssen, um das heutige Mutare an das Schienennetz anzuschließen. Und so zerlegte man nicht den Berg, sondern die wenigen Häuser der damaligen Siedler und baute sie schachbrettartig einige Kilometer entfernt wieder auf.
Das nicht verlegte Utopia-Haus, samt zeitgenössischem Interieur, steht deshalb 2-3 km vom Stadtzentrum entfernt und so mache ich mich auf die Suche. Im Stadtplan war es richtig eingezeichnet, aber kein Hinweisschild führte zu dem versteckt gelegenen Haus. Ich fragte. Rätselraten … Schließlich erbot sich einer mich hinzuführen. Nanu, ein schmaler Pfad – lockt er mich in die Falle?? – ein Privatgarten schließlich, Wäsche am Zaun (hier oft üblich, da Seil und Wäscheklammern fehlen – Trockner? so unbekannt wie Staubsauger (was sollte man auch damit, der Strom fällt oft aus)) – nun eine heruntergetrampelte Zahnlücke zum drübersteigen … aber das ist tatsächlich der Zugang zum Museum! Geschlossen und der ehemalige offizielle Zugang versperrt! Aber alles ist noch da und durch die Fenster kann man reingucken: Ein großer Raum, Bücherregale, Klavier, Tische, ausladendes Bett … Interessant!
Sogar eine Gedenktafel von der Queen Mum, samt gestifteter Skulptur von 1953 ist dazu im Garten.

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Am nächsten Tag gehts weiter über den Christmaspass ins Honde-Val!ey. Aber zuvor begegnen uns Läufer!

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Jawohl ein Halbmarathon und ein 10-km Lauf sind im Gange! Ooch, schade, dass ich es nicht gewusst habe, nirgendwo hingen Plakate aus und auch in der Tourist-Info gab es keine Info drüber. Da hätte ich gerne mitgemacht! Schließlich ist es an diesem letzten Wochenende im Juni genau 40 Jahre her, dass ich mit dem Laufen längerer Wettkampfstrecken angefangen habe: 16 km zum Stammberg war die Premiere, von meinem Heimatort Memmelsdorf aus, östlich von Bamberg. Pausenlos seitdem, kein Jahr ohne mehrere Wettkämpfe. Und immer noch ungebrochene Wettkampflust! (Das bloß nebenbei.)
1500 hm und gut 90 km als Training heute. Auf geht’s! Aber wirklich: Von 1100 auf 1600 mit dem vielfachen üblichen Auf und Ab dazwischen, bevor wir den Eingang zum Honde-Valley, dem wohl reizvollsten Tal der Eastern Highlands, erreichen.
An anfangs dunklen Pinien- und Eukalyptusforsten vorbei schlängelt sich die Straße nun durch kleine Felder, Lehmhütten und ihre bäuerlichen Bewohner. Es geht immer tiefer hinab, bedrohlich hohe Felswände mit Wasserfallblick grenzen das liebliche Tal von den unwirtlichen Bergen ab.
Sonntagnachmittag! Keiner arbeitet, alle stehen nachmittags an der Bar und wollen Bier! Pittoresker Honde-Vally-Blick pur, aber die Leut sind echt zu viel! Gar nicht so einfach hier wieder loszukommen. Sie nageln uns fest, wollen alles wissen, ein Bier spendiert haben, einen Dollar …

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Wir entfliehen und rauschen genussvoll den Serpentinen-Berg noch etliche Kilometer hinab, bis es ruhiger wird. Schattige offene Strohhütten zum Hinsetzen, Prost! Weiter geht’s unter weiterem Verlust von Höhenmetern. Willst du da wirklich runter, hatte Peter eingangs gefragt, denn wir müssen alles wieder rauf. Das schöne Tal ist eine Sackgasse. Aber eine lohnende. Außerdem wäre es sonst mit Übernachten schwierig geworden.
In Hauna, dem Hauptort des Tales bietet sich gleich am Anfang ‚Mothers Kitchen and Lodges‘ an. Klingt gut! Einfache Zimmer mit Strom und Wasser, ok und echt afrikanisch. Das Türschloss ist vorhanden, sperrt auch gut, nur die Türklinke fehlt … Im Bad scheint das Wasser nicht zu fließen, aber mit Tricks geht alles! Ein Eimer heißes Wasser kommt am nächsten Morgen, so heiß, dass es als Kaffeewasser taugt. Zum warm Waschen dann kaltes dazu rein und noch die kleine Wäsche hinterher und der Haushalt ist für diesen Tag erledigt!
Vier Zimmer gibt’s hier. Abend werden auch die drei unbelegten abgesperrt und am nächsten Morgen gefegt und abgestaubt, genauso wie der staubige Boden vor der Hütte sauber gefegt wird. Nicht ein Fetzelchen Papier oder ein Blatt fliegt rum. Besen gibt es, Kehrschaufeln schon nicht mehr, ein Stück Pappe genügt.
Das Honde-Tal zieht sich noch drei Dutzend Kilometer hin. Mehrere Hängebrücken zur Flussquerung sind bei der einheimischen Bevölkerung in Gebrauch. Hab’s ausprobiert, sie sind nicht so wacklig wie es scheint. Diese hier ist aus stabilen Bambusrohren und die Schulkinder benutzen sie täglich ohne Elternaufsicht, ohne TÜV-Prüfsiegel oder sonstwas:

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Am Ende des Tales ändert sich die Landschaft nochmals: Statt bunter Felder bestimmen leuchtend grüne Teeplantagen das Bild bis zur mosambikanischen Grenze.

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Seit den 1940ern sind die Tea Estates Eastern Highlands und Aberfoyle in dem günstigen feuchten Klima und der niedrigen Höhenlage, ca. 800-1000 hm, ansässig. Je nach Qualität wird der Tee handgepflückt oder maschinengeerntet. Die zimbabwischen Tees sind dunkel und am besten mit Milch zu trinken.

So schaut’s aus …

… wenn zwei Radfahrer in Afrika übernachten: Noch ein nachgeliefertes Bild zum letzten Blogeintrag von unserer Lodge bei Nyiika:

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Nein wir nehmen die Räder nicht mit ins Bett, aber immer mit in’s Zimmer. Kein Mensch hat und sagt hier was dagegen, obwohl bei aller Einfachheit afrikanische Unterkünfte immer sehr sauber sind. So viel gewischt und gekehrt wird nicht mal bei uns! Und das Ganze ganz leise. Der Handbesen und der Wischmop tun’s. Lärmmaschinen wie Staubsauger oder gar Laubsauger (auch draußen werden ständig welke Blätter weggefegt), sind hier völlig unbekannt und ich habe weder in Südafrika, noch hier und schon gar nicht in Swasiland oder Botswana welche gehört oder gesehen.
Auch wenn es manchmal kein fließendes Wasser gibt (es stehen dann große Kübel mit Wasser zum Herausschöpfen bereit), die sanitären Einrichtungen museumsreif scheinen, riechen tut es kaum mal schlecht. Toilettenpapier ist fast immer da, Seife sowieso. Der Boden glänzt und wird mit eine Paste gewichst, dass man sich drin spiegeln kann. Läuft man barfuß drüber, muss man allerdings etwas aufpassen, damit man nicht davonsegelt, insbesondere beim Betreten des Fussabstreifers. Selbst die einfachen Unterkünfte haben schöne Gärten mit Palmen und anderen tropischen Gewächsen und Tischen und Bänken zum Hinsetzen.
Eine Küche gehört oft zu den preiswerten Backpacker-Unterkünften, allerdings funktionieren Herd, Mikrowelle oder Wasserkocher nicht immer, und dass Geschirr, Töpfe und Besteck annähernd vollständig oder auch einfach nur vorhanden sind, damit darf man hier nicht rechnen. Auch warme Duschen sind Glückssache. Aber so ist das halt in Afrika.
Denn diese Dinge sind teuer hier. Elektroherde mit schwarzen Platten (andere gibt’s nicht, Gasherde sind verbreiteter) kosten fast 400 Dollar, Wasserkocher etc. zu ähnlichen Preisen wie bei uns, aber das Einkommen ist ja viel viel niedriger.
Zurück zum Foto: Das blaue Moskitonetz, das etwas unpraktisch – da standen die zwei Einzelbetten wohl mal zusammen -, aber sehr stylistisch samt Wandschatten der Mitte hängt, braucht man im Winter nicht, genau so wenig wie meine drei Flaschen Anti-Malaria-Mückenabschreckmittel, die ich nur am Anfang der Reise verwendet habe. Ein großer Vorteil vom Winter sind auch die angenehmen Temperaturen: Draußen tagsüber hier in den Bergen auf 1.120 m Höhe in Mutare haben wir gerade so um die 20 Grad, im Zimmer ist es etwas kühler, macht auch nichts, gut so. Geschwitzt haben wir zwar in tieferen Lagen unter Mittag auch schon, aber damit rechnet man ja in Afrika eher, als dass in der Morgenkühle ab und zu Handschuhe angenehm sind.
So genug der Abschweifungen, mal weiter zur Weiterreise der letzten Tage: Von Nyika, einem typischen Dorf an der
A9 – wer hier an Autobahn denkt, liegt falsch – es ist zwar eine der Hauptverbindungen des Landes und gut geteert, eine A-Straße halt, aber zweispurig und streckenweise mit Seitenstreifen, denn hier sind viele Fußgänger unterwegs – sind es knapp 90 km nach Birchenough Brigde. Ein Pass ist auch auf der Karte eingezeichnet, 16 km hinter Nyika.  Es steigt ein bisschen, weiterhin schöne Felsenlandschaft, ähnlich wie im Matobo-Nationalpark, aber der Pass ist das wohl noch nicht? Fotopause und ein Blick auf den Tacho: Ja tatsächlich, wir sind schon oben und genießen die malerische Szenerie – rote Blüten, blau-gelbes Auto und ein paar Felsen, Büsche, blauer Himmel etc. Das wär schon ein Ort zum Verweilen:

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Dennoch: Die Bar und der Bottle-Store und was sonst noch zu einem solchen Dorfmittelpunkt gehört, sind nicht mit auf dem Bild, denn es ist noch a weng arg bald für eine Pause, oder? So wie in Franken kaum 90 Tagesradkilometer und 5 – 7 Bierkeller unter einen Hut zu bringen sind, so ist das hier bei den kurzen Junitagen (Sonnenuntergang vor 17.30 Uhr) erst recht schlecht möglich.
Also weiter. Sorry, Bilder von Pausen erst vom morgigen Tag, das Tagesziel Birchenough Bridge hat Selteneres zu bieten.
Was ist denn das? Schon von weitem erstaunt zu erblicken (selbst wenn man davon weiß):

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Nein, kein Riesenrad im Aufbau, wie es etwa die Tage vorm Berch noch gondelos vom Regnitzgrund aus zu sehen ist (ob es in Afrika überhaupt so etwas gibt?)…also fahren wir mal näher hin.
Eine Stahlbogenfachwerkbrücke  a la Eifelturm! In den 1930er Jahren erbaut.
Ein wahres Kunstwerk, das da den breiten Save River überspannt.

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Das muss man gesehen haben! Und drüber gefahren sein! Der Konstrukteur Sir Ralph Freeman erschuf auch  die Sydney Habour Bridge! Wahrscheinlich ist es die erste Brücke, bei der zuvor Modelle im Windkanal getestet wurden. In Auftag gegeben wurde sie vom Beit Trust des 1906 verstorbenen deutsch-britisch-südafrikanischen Gold- und Diamantenmagnaten Alfred Beit, um Straßenverbindungen im damaligen Rhodesien und im südlichen Afrika zur Florierung des Handels zu verwirklichen, siehe https://de.m.wikipedia.org/wiki/Birchenough_Bridge

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Und weil heute, am 21.Juni, grad Wintersonnenwende ist, ein Blick von der Brücke nach Westen:

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Der Fluss führt heuer auf Grund der Dürre sehr wenig Wasser. Normalerweise ist um diese Zeit das ganze Flussbett ausgefüllt und der Wasserträger unten braucht nicht so weit laufen:

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(Auch wenn es anders scheint: Diese Fotos bringe ich in Aufnahmereihenfolge.)

Am nächsten Morgen sind wir schon kurz nach halb sieben unterwegs, denn bis zu unserem nächsten Quartier am anderen Ende von Mutare sind fast 130 km bergige Kilometer zu bewältigen, dazu liegt der Start unter 500 hm, das Ziel Mutare jedoch auf über 1100 hm, dazwischen geht’s höher rauf und auf und ab sowieso. Wir befürchteten außerdem den gleichen Schlaglöcher- und Flickschustereiholperstraßenzustand wie hier in Brigthenough Bridge.
So bot sich uns die Brücke im Morgenerwachen dar:

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Wer jetzt noch wissen will, wie sich drüberfahren anfühlt, dem sei ein You Tube Filmchen empfohlen. Anscheinend können auch Motorradfahrer mal langsam fahren. Und sich nicht beim Brückenfilmen erwischen lassen! Ich wurde nämlich ernsten Blickes, aber zum Glück folgenlos (man hätte eventuell die Kamera beschlagnahmen können…) von der Polizei ermahnt: Vor der Brücke dürfe ich nicht fotografieren, nur auf der Brücke! Oh oh, wieder ein Schreck!
Aber nun der Film:
Zim Gravel Travel 2014. Save River Birchenough Bridge. – YouTube

Unterwegs wird die Gegend grüner und grüner. Viel landwirtschaftliche Nutzfläche. Die Berge sorgen für mehr Niederschlag als sonstwo im Land. Man sieht auch wieder viele wasserführende Flüsse. Auf dem Bild fällt was auf? Was spannt der Bauer hierzulande im Märzen ein? Hier hab ich noch keinen einzigen Traktor gesehen. Lieferwägen, große Laster ja, aber auf den Feldern, geht da immer noch alles ohne Motoreinsatz? Ohne Traktoren und ähnliche Lärmmaschinen? Anscheinend schon. Dieses Bild ist typisch und keine nostalgische Ausnahme:

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Ein Stück weiter tauchen dann die hohen Berge vor Mutare auf:

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Ach ja, was war denn nun mit den Pausen, an den so unvergleichlich anderen Orten als fränkischen Bierkellern, an den eingangs erwähnten typischen Ortsmittelpunkten? Die schauen so aus:

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Eine mehr oder weniger lange Gebäudezeile, mit abwechselnd Läden, Bars und Bottle-Stores. Zur Erinnerung: normale Läden verkaufen keinen Alkohol, nur Bars (oft mit Billiard-Tisch und Fernseher, die „Bardame“ oder auch der Herr sitzen zum Verkauf hinter Gittern) und Bottle-Stores, die oft gleichzeitig auch Brot, Kekse und ähnliches verkaufen. Garküchen, oft unter freiem Himmel, gibt es eigentlich immer und immer mit dem gleichen, schon öfter erwähntem Gericht: Sadza (fester Maispappbrei), wahlweise mit Chicken oder Beef, samt ein wenig Soße und grünen Gemüseblättern. Gegessen wird mit den Fingern: Ein Stück Papp nehmen und damit Soße und Fleisch aufnehmen…

Bierpause also! 0, 75 l oder 0,375 l sind hier die unfränkischen Wahleinheiten. Kaum ein Mann hat eine kleine Flasche in der Hand. Frauen sieht man so gut wie nie beim Bier sitzen, die verkaufen Tomaten, Bananen, Orangen, Avocados Nüsse etc. und sitzen näher an der Straße. Ein recht bunter Betrieb und immer und immer wollen sie dir was verkaufen. Kommt ein Bus angefahren, dann rennen alle Frauen mit ihren Waren auf dem Kopf hin und strecken die Waren den Fahrgäste entgegen:

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Ein Frisör ist manchmal in der Ladenzeile, ein Schuster, ein Metzger, ein Non-Food-Gemischtwarenladen, Fahrräder für 120 Dollar waren zu haben, aber keine Ständer, passende Pumpen und Ersatz-Pannenschutzflüssigkeit für unsere Reifen schon gar nicht.
Im Hinterland liegen weit verstreut die zugehörigen Streusiedlungen, jede Hütte mit Farmland oder zumindest großem Grundstück drumrum. Diese Dörfer ziehen sich manchmal kilometerlang hin.  Schulen gibt es auffallend viele, dazu Pre-Schools, also Kindergärten, auch High-Schools, landwirtschaftliche Schulen und ähnliches…

Und warum wollte ich einen neuen Radständer? Der Leser denkt sich seinen Teil. Nun ja, oder besser: nun nein, der Radständer, der geknickte, geschiente, kabelbinderbandgierte, arg strapazierte,  tja der ist nochmal abgebrochen und so musste ich nochmal drei Zelthäringe, viele Kabelbinder und die schon mal angedachte Bierdose spendieren, in leeren Zustand natürlich. Jetzt schaut’s so aus:

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So schaut’s aus! Radfahren in Afrika …

Modernes Dorfleben und alte Ruinen

Fast überall sind wir die einzigen Gäste in der Unterkunft, so auch im Cape to Cairo Hotel im Dorf Nemanwa, 30 km von Masvingo entfernt und nahe bei Great Zimbabwe (so die offizielle Schreibweise), der größten Ruinenanlage Afrikas südlich der Sahara, die, nach generationenlangen Kontroversen, als größtes kulturelles Erbe Simbabwes gilt.
Das Dorf Nemanwa ist so etwas wie der Mittelpunkt der weitverteilten umliegenden Streusiedlungen südöstlich von Masvingo um den fjordartigen, 1960 aufgestauten, Lake Kyle, der als landwirtschaftliches Wasserreservoir dient und als Erholungsgebiet beliebt ist. Bootfahren und Angeln sind möglich, Baden jedoch wegen der Bilharziosegefahr und einigen Krokodilen nicht ratsam.
Samstagnachmittagsstimmung als wir hier beim Hotel ankommen, das ich tags zuvor bei einem Ausflug von Masvingo ausfindig gemacht hatte – Zimmer für zwei für 20 Dollar zu haben. Überraschenderweise, denn dieses Dorf war weder auf unserer Reise-Know-How-Karte noch auf der OSM-Karte verzeichnet und wir dachten schon, wir müssten im Park bei den Ruinen ohne jede Infrastruktur Charlets beziehen oder zelten, was genauso viel kostet.

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Nemanwa also, ein echt afrikanisches Dorf, indem wir die einzigen weißen Gäste waren. Im Ortzentrum ist jedes zweite Haus eine Bar, dazwischen die kleinen Geschäfte, in denen es alles lebensnotwendige gibt.
Das Leben findet auf der Straße statt, die Garküche bietet, wie überall im Land, eine große Portion Sadza (Maisbrei) mit Chicken (kleine Portion) samt etwas Gemüsegrün und Soße für einen Dollar an. Möchte man Beef oder anderes Fleisch, so gehe man in den Laden gegenüber und kaufe sein Wunschteil, das die Köchin dann auf“s Feuer legt.
Ein paar bestens gelaunte Männer, mit den hier üblichen 0,75 l großen Bierflaschen in der Hand, bereiten sich in einer großen Schale Kutteln, Herz und weitere Innereien zu, alles natürlich auf dem offenen Feuer. Ob ich mal probieren will? Eine Riesenportion landet auf meinem Teller neben Sadza und Chicken.
Die Kinder spielen Fußball, ein Auto fährt vorbei, Ziegen und Hühner laufen herum, in einer Ecke wird frisiert … hier ein paar Impressionen:

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Die Fußball-EM läuft anscheinend landesweit in allen Bars, erstaunlich! Billard wird gespielt, afrikanische Discomusik schallt von gegenüber in unser Zimmer, aber um 23 Uhr am Samstagabend ist schlagartig Ruhe! Sonntags putzt man sich dann fein heraus:

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Der Kleine winkt uns zu, wir machen uns auf den Weg zu Great Zimbabwe. Die alte Ruinenstadt, deren erste Ursprünge auf das 1.Jhd. n. Chr. datiert wurden, hatte ihre Blütezeit zwischen dem 11. und 15. Jh. Sie war der Namensgeber für die heutige Republik Simbabwe, dem früheren Rhodesien, und nicht umgekehrt! „Great Zimbabwe“ heißt sie, die größte, die Hauptstadt des ehemaligen Munhumupata-Reiches, zur Unterscheidung von ca. 150-200 kleineren ehemaligen Städten des vergangenen Reiches, das sich auch über Teile Botswanas, Mosambiks und Südafrika erstreckte. Great Zimbabwe hatte die Kontrolle über den Gold- und Elfenbeinhandel zwischen dem Hinterland und der Küste. Intensive Rinderzucht sowie hohe Zölle und Tributeinnahmen sicherten seinen Reichtum, die Höhenlage von 1140 m bewahrte die Einwohner und die Rinder vor der tödlichen Schlafkrankheit, denn die verursachende Tsetsefliege kommt nur in tieferen Lagen vor.
Wohl weniger zur Verteidigung  – denn auf kriegerische Auseinandersetzungen ließ man sich nicht ein – , als zur Demonstration ihrer Macht ließen die Herrscher zunächst den Hill Enclosure ganz oben auf dem Berg als Königssitz und spirituelles Zentrum erbauen. Geschickt wurde die natürliche Topografie genutzt und die großen natürlichen Stein- und Granitblöcke mit in den Bau einbezogen.

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Auf der Mauer befanden sich vier mysteriöse Specksteinvögel, die keinem echten Vogel ähneln. Wegen ihrer mystischen Bedeutung sind sie auch auf der Nationalflagge Simbabwes zu finden (über dem roten Stern):

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Von oben hat man einen grandiosen Rundblick, auch auf die tief unten liegenden Great Enclosures, einem deckenlosen Bau mit einem äußeren Mauerring von 255 m Umfang und bis zu 11 m hoch, und einem inneren, der nur teilweise vollendet wurde. Im schmalen Durchgang dazwischen ist es schön kühl.

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Ein konischer Turm gibt Rätsel auf, denn er ist weder zur Lagerung von Getreide oder als Versteckt für Gold, noch als Wohnraum geeignet.
Vielleicht ist er ein Phallussymbol?

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Auch dieser Bau diente vermutlich der königlichen Familie als Wohnsitz. 15.000 Tonnen Steine wurden verbaut, man schätzt die Zahl der Steinblöcke auf mehr als eine Million, die da in jahrelanger Schwerstarbeit angefertigt wurden. Dazu erhitzte man die großen Steinblöcke und sprengte sie mit kaltem Wasser bevor sie von Hand weiter bearbeitet wurden, ein Aufwand, der dem eines Pyramidenbaus ähnelt.
Die Mauern sind alle als Trockenmauern, also kunstvoll ohne Mörtel errichtet. ‚Daga‘, ein spezielles Gemisch aus Erde, Lehm und Kies, das zementartige Eigenschaften nach dem Trocknen annimmt, benutzte man für die Plattformen der umliegenden kleineren Wohnhäuser.
Nach dem 15. Jhd. zerfiel Great Zimbabwe allmählich, den die natürlichen Ressourcen waren aufgebraucht: Das Weideland war ausgelaugt, die Wälder abgeholzt, vielleicht sogar das Wasser knapp.
Die Ruinen wurden im 19. Jhd. von Portugiesen, Engländern, Deutschen etc. regelrecht geplündert und dilettantisch ausgegraben, wohl auch um eine nicht ins Weltbild der Kolonialmächte passende schwarzafrikanische Herkunft zu vertuschen. Erst im 20. Jhd. fand die Missachtung afrikanischer Leistungen durch die Europäer ein Ende.

Nach so viel Steinen tut ein Blick auf die Gewächse ringsum gut, Kaktus und Weihnachtsstern blühen:

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Inzwischen sind wir 115 km weiter, in Nyika. Der Ort besteht, wie hier oft, aus einer Tankstelle und einer Steusiedlung und auf unserem Weg herwärts von Nemanwa gab es auch kaum etwas anderes. Die Landschaft wandelte sich zu einem breiten grünen Talboden mit landwirtschaftlichen Nutzflächen, Rinderweiden und vielen abgerundeten bewachsenen Felsen an den Seiten, romantisch anzuschauen. Abgesehen von den Palmen und Riesenkakteen hier ähnelt sie ein bisschen einer Art Maxi-Fränkischen-Schweiz. Weitblick, statt straßenbegrenzender Büsche und Bäume und zum Schluss eine rasante Talabfahrt beendeten den schönen Tag. Eine Logde bot wieder ein großes Dz samt Sofa und Wasserkocher für den gleichen Preis wie in Nemanwa. Zelten könnt ihr zum gleichen Preis, sagte der Besitzer …

To pump or not to pump?

Was für eine Frage! Natürlich braucht der Radfahrer nicht nur Luft zum Atmen, sondern auch eingesperrte im Reifen. Und erstaunlich, was alles vorkommen kann…
(Eine andere Geschichte mit Dingen, die niemand auf dem Schirm hat, ist am Flughafen passiert: Neben dem Rad waren ja auch die vier Radtaschen zu transportieren. Die habe ich paarweise (da nur zwei Gepäckstücke ohne Aufpreis erlaubt sind) in zwei große leichte Plastikeinkaufstaschen gepackt, miteinander mit den Verschlussschnallen verbunden und zusätzlich mit der großen Tasche unrausfallbar an den Henkeln verbandelt, da der Reißverschluss nicht halten wollte. Das wurde anstandslos als zwei zulässige Teile akzeptiert, jedoch verschloss die gründliche Gepäckabfertigerin die Taschen an den Henkeln zusätzlich mit Kabelbindern.
So weit so schön. Wo ist da das Problem? – ! Wie macht man die Taschen am Zielort wieder auf? Kabelbinder sind nur mit einem Messer zu killen!! Und wo ist das Messer verpackt? Vertrackt! Nicht im Handgepäck natürlich, sondern … Also was tun? Von Hand geht da nix! Das Problem ließ sich etwas zeitaufwändig lösen. – Das nur zur Einleitung.)
Luft bringt mann oder frau bekanntlich mittels einer Pumpe in den Reifen. Meine beste Pumpe habe ich dabei. Sie hat einen Schlauch und ein Aufschraubventil und funktioniert super. Egal ob Autoventil, Dunlop- oder französisches Skalarventil, überall passt sie drauf.
Bisschen Luftverlust am Hinterreifen unterwegs bei vollbepacktem Rad. Kein Problem, Pumpe raus, nachpumpen, keine Frage! Ventilverschluss öffnen (mein Rad hat, da ich die Maschine komplett ausgestattet erworben hatte, die französischen mit dem Fummelverschluss, den ich noch nie mochte, eben wegen der Fummelei und weil sie sich leicht verbiegen aber die waren halt dran und sind auch nicht so einfach durch andere zu ersetzen – da müsste man das Loch in der Felge aufbohren…) Also Pumpe vorsichtig aufgeschraubt, Schlauch ganz gerade gehalten und ruckzuck ist der Reifen so prall voll wie er sein soll. Nun den Schlauch vorsichtig wieder abschrauben, möglichst ohne Luftverlust, was bei diesen Ventilen nur mit äußerster Vorsicht geht, denn leicht kommt man versehentlich an den zum Aufpumpen losgeschraubten Stift im Ventil hin und zischend entweicht dann wieder Luft. Ich schraube die Pumpe also mit Bedacht ab … – und statt eines  kleinen zschsch fliegt mir zzzschschsch peng das ganze Ventil entgegen  – Luft komplett raus, hhhmmm – das Ventil sitzt fest auf der Pumpe, statt auf dem Schlauch! …
Also nochmal: Ventil wieder reinschrauben, mit der Zange extra fest zudrehen, Schlauch, unverkantet aufschrauben, pumpen, pumpen, pumpen … Schlauch vorsichtig wieder abschrauben …. zzztschschschsch, peng!! – wieder das gleiche Spielchen, aaachch uuchchch – nochmal pumpen pumpen … und wieder zzztschschschsch, peng … ja was ist den los? Ich stelle mich wohl besonders blöd an heute?? Weiterfahren will ich! Den Schlauch nun weniger fest auf’s Ventil aufgedreht, damit er nicht wieder am falschen Teil stecken bleibt, das Ventil zuvor natürlich wieder extra fest zugedreht – nee, nee wieder das gleiche Spielchen… Hhhhmm, experimentieren: Ventilschlauch gerade so eben recht locker aufgeschraubt, damit er mir den Ventilverschluss nicht bei sich behält. Nun lässt sich der Reifen aber nicht mehr voll aufpumpen, doch das Ventil bleibt endlich drin. Weiter expermintiert: Schlauch fester schrauben für mehr Luft im Reifen und zzztschschschsch peng riskiert oder Schlauch locker und zu wenig Luft … wo ist die optimale Deadline? Rumprobiert, Zeit vergeht, ich muss dann doch mit einem recht schlappen Hinterreifen losfahren. Es schlingert ein bisschen, besonders bergab, wo frau gerne flitzen möchte. Anhalten und nochmal pumpen und wieder den totalen Luftverlust riskieren und den Zeitverlust dazu? Oder nicht pumpen und langsam fahren? Was geht schneller?

Peter wartet bestimmt schon lang auf mich bei der nächsten Bar. Das haben wir so vereinbart: Jeder darf in seinem eigenen Tempo fahren und wenn der eine zum fotografieren oder sonstwas stehen bleibt, dann muss der andere, der dann wieder anderswo stehen bleiben möchte, nicht warten. Bei längeren Pausen beim Bier an der Bar, sehen wir uns dann wieder. Das ist entspannter so und passt uns beiden prima.
Eine Mail habe ich Peter geschrieben, aber das Netz mag gerade wieder mal nicht.

To pump or not to pump?
Radfahren ist gut zum Nachdenken. Irgendwie muss das doch besser gehen. Unverkantet aufschrauben, Ventil fest zu, Schlauch gerade halten … alles sorgfältigst geduldigst wiederholt probiert. Hat das Gewinde der Pumpe etwa eine Macke? Wenn ja, hilft mir das auch nicht weiter. Ja, und warum hatte ich sonst mit dieser Pumpe nie Probleme? Ich lobte sie ja immer sehr! Ah ja, dieses Rad habe ich kaum mal damit aufgepumpt, nur andere Räder – und die hatte Dunlop- oder Autoventile – und keine französischen, die sich nicht im Gewinde der Pumpe beim Abschrauben festfressen.
Ich komme zu dem Schluss: Aufschraubpumpen und französische Ventile sind eine kritische Kombination! Die vertragen sich nicht! Ach je, das wusste ich vorher nicht. Und es hilft mir gerade auch nicht weiter. Auf die nächste Reise kommt eine andere und eine Ersatzpumpe mit! Wo kriege ich hier in der Pampa eine her? Was nun? Da fällt mir ein, dass mir Jörg einen Autoventiladapter mitgegeben hat. Aber Tankstellen gibt’s hier nur alle 50-100 km und gerade ist ganz zufällig keine in der Nähe.
Aber, aber halt! Aha! Ohoho! Den Adapter könnte frau trotzdem aufschrauben und das französische Ventil in ein Autoventil verwandeln! Jawohl und Jawoll!
Wie gesagt, Radfahren ist gut zum Nachdenken! Anhalten, prallvoll pumpen, Pumpe abdrehen … Achtung, jetzt kommt der Moment, wo … Hu – raaaah! Aha! Es hält!!
Die Maschine flitzt wieder und ich bin happy! Gelöste Probleme machen glücklicher als wenn man sie gar nicht gehabt hätte!
Peter erfuhr auch ohne mein Mail von meiner Panne! Buschtrommeln! Gleich mehrere Autofahrer hielten ihn an:
„Your wife is far behind …“
Ja, ja dieses Missverständnis gilt es immer wieder zu berichtigen. Wir sind hier als Sportfreunde unterwegs und Peter ist beileibe nicht mein Leibwächter, das wäre mir auch ganz und gar unbehaglich. Die Rolle der Frau hier in Afrika … Aber so kommt wenigstens die Panneninfo bei Peter an. Vorsorglich schaut er schon mal nach einem Quartier 20 km vor unserem heutigen Zielort, falls ich es nicht mehr schaffe.
Ich wäre gerade im Gespräch mit der Polizei erzählt ihm dann jemand! Nun ja, alle paar Kilometer sind in Simbabwe derzeit (und immer?) Polizeikontrollen. Oft winken sie uns Radfahrer einfach durch, aber ausgefragt nach dem Woher und Wohin und ob wir Geld dafür bekommen, ob wir von der Regierung … oder for benefit oder sonstwas … Nein, wir sind hier just vor fun unterwegs!  Dann wir dürfen weiterfahren.
Diese Polizistin aber sagte, auf den Seitenstreifen deutend: Stop here, I want to check yor bike! Au weh, das auch noch! Peter wartet doch! Hab’s eilig! Will sie jetzt mein Gepäck zerlegen? Alle Fotos angucken und konfiszieren? Das kann dauern! Anmerken lasse ich mir davon nichts! Freundlich lachend erkläre ich ihr unsere Geschichte, erzähle dies und das in angeregtem Gespräch. Das stellt die Dame offenbar zufrieden, denn nach 5 Minuten winkt sie mich weiter, ufff!
Die nächste Mail kommt dann bei Peter an und das Tagesziel Zvishavane, ein quirliges Industriestädtchen mit vielen Minen drumherum, wird erreicht! Schicke teure Hotels gibt’s hier für die Manager, aber die Panoramic View Lodge hat auch bezahlbare Zimmer für uns. Die Läden sind voll, alles gibt es hier zu kaufen, Importwaren, wozu auch Käse zählt, sind allerdings sehr teuer. Benzin gibt’s auch, von wegen „no fuel, no food“.
Ach ja die Fahrstrecke: Von der Matobo Ingwe-Lodge ging’s über Mbalabala (Zeltübernachtung hinter der Tankstelle nach ca. 100 km – hier gab’s sonst nichts) nach Zvishavane und Masvingo.
Jetzt gleich brechen wir von hier zu den „Great Zimbabwe“, der größten Ruinenanlage Afrikas südlich der Sahara, auf. Mein Reiseführer schreibt 12 Seiten drüber …

9 km Lava

Bis zu 9 km dick war die Lavaschicht, die das südliche Afrika vor rund 30 Millionen Jahren bedeckte. Tektonische Aktivitäten formten daraus gigantische Falten, Gebirgszüge und Spalten. Vor 3 Millionen Jahren gab es dann unter immensem Druck erneut gewaltige Erdverschiebungen, die die heute ca. 1200 – 1500 m hoch gelegenen Höhenzüge und Felsformationen Westsimbabwes freilegten und bizarr sichtbar machten. Die Abkühlungsprozesse vor Jahrmillionen durchbrachen die alten Granitfelsen, die Erosion trug die oberen weicheren Sand- und Steinschichten ab, so dass sogenannte „Balancing Rocks“, Felsblöcke, die teilweise wie Kugeln aussehen, zurückblieben. Diese liegen manchmal auch auf „Dwalas“, riesige, wie Walrücken ausschauende, nackte, blank geschliffene Granitfelsenrücken.
Man sieht und guckt und staunt, dass die Kugeln, mit denen ein Riese gespielt haben könnte, nicht herunter rollen. Ich hab versucht sie anzustoßen, sie sind wirklich ganz fest und trotzen der Schwerkraft.

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Zu finden sind sie im 425 km² großem Matobo-Nationalpark, zu dem wir von Figs Tree auf einer 14 km langen Sandpiste gelangt sind. (Auf dem Weg dahin entstand das Foto mit uns und den Kindern vom vorherigen Blogeintrag.) Die Sandpiste ging recht gut zu fahren, es ist auch eine Herausforderung und macht Spaß, selten muss man mal absteigen.

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Übernachtet haben wir in der Matobo Ingwe Lodge in einem fast doppelzimmergroßen Safarizelt, zu einem Preis, den uns fast auch ein lausiger Zeltplatz anderswo im Naturpark gekostet hätte. In der absoluten Low-Season sind die Preise von Privatunterkünften verhandelbar, die staatlichen im Park natürlich nicht. Wir waren die einzigen Gäste, bis auf einen Brasilianer, der zwei Wochen zum (erfolglosen) Leopardenjagen hier war!
Hey, das hätte uns schon genauer interessiert, ob der da im Park jagen durfte (und dass er das überhaupt darf??) und ob er 100% sicher Touristen von Leoparden unterscheiden kann?? Im Gebiet befindet sich auf Grund der vielen Felsen und Büsche zum Verstecken die weltweit dichteste Leopardenpopulation. Die Tiere gehen dem Menschen aber aus dem Weg, man sieht sie kaum. Zum orten hängt man ihnen GPS-Halsbänder um. Weibliche Leoparden dürfen nicht gejagt werden…
Im Camp wurden wir umsorgt und versorgt, dass es uns schon fast peinlich war. Ruckzuck waren die zwei breiten weichen Betten im Zelt frisch bezogen, extra Wolldecken wurden gebracht, das Lagerfeuer für uns angeschürt, bequeme Sessel dazu gestellt, das Duschwasser erhitzt, dieses auch mit Holz, und manches mehr. Ob wir zum Sonderpreis für 5 Dollar ein Abendessen möchten? Ja, gerne! Am Abend schaute jemand vorbei und schaltete das Licht am Platz ein, am nächsten Morgen, als wir erwachten, brannte das Lagerfeuer erneut …
Erbaut ist die im Dezember und Januar voll belegte Safari-Lodge zwischen lauter Granitblöcken und Felsüberhängen, wo schon vor mindestens 40.000 Jahren Menschen gehaust haben. Hoch oben, von der Restaurantterrasse hat man einen wunderbaren Blick auf die ganze Gegend. „Balancing Rocks“ gibt’s auch hier:

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Auch ein Abschiedsfoto mit dem Personal musste sein:

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Nicht genug der Naturschönheiten und der Tierwelt, wir sichteten Impalas und Buschschweine, das Gebiet zählt auf Grund der Felsmalereien, mit denen Jäger und Sammler schon vor 20.000 Jahren begannen, die Höhlen und Felsüberhänge mit Jagdszenen und Darstellungen religiöser Zeremonien und Mythen zu schmücken, zum Weltkulturerbe der UNESCO.

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Regenzeremonien wurden bis in unsere Zeit an diesen  mystischen Orten abgehalten und anscheinend glauben die Leute hier immer noch daran, denn der machtbesessene britische Kolonist Cecil Rhodes ist in den Matobo-Bergen an einem heiligen Ort, den er ‚Worlds View‘ nannte, begraben. Dieser Ort war aber vor allem eine uralte Kultstätte der Mwali-Priester und ist den eingeborenen Afrikanern immer noch heilig. Rhodes‘ sterbliche Überreste stören die heilige Kultstätte und werden nun als Grund für das Ausbleiben des lebensnotwendigen Regens betrachtet, so dass in der Öffentlichkeit deswegen intensiv die Räumung des Grabes diskutiert wird!