Campingplätze…

… auf der OSM-Map sind eine feine Sache, dazu das Navi, das weiß, wie weit es dahin noch ist. Manchmal gibt’s länger keinen, dann kann man an der Route basteln, bis es passt…

Aber der Reihe nach! An der Ostsee möchte ich noch einen Tag bleiben, bin die sechs Tage vor Danzig 875 km gefahren, da ist ein kürzer Tag schon mal drin. Also heute (Mittwoch, 16.8.) nur 45 km nach Krynica Morska – und dann mit der Fähre rüber nach Fromborg (Frauenberg). Immer an der Ostsee entlang immer weiter nach Osten! Der Weichselzufluss, 33 km vor Krynica Morska, wird mit einer besonderen Fähre gequert: Die hat überhaupt keinen Motor und ist auch keine Seilfähre, sondern ein Beischiff wird seitlich angekuppelt. Das Ganze schaut dann so aus:

Salzburger mit schwer bepackten Rädern sind auch da: „Wladimir, wo ist denn das…“ Ich wollte eigentlich nur wissen, ob sie wissen wie das mit der Fähre ist, hab nur im Internet gefunden, dass was fährt und nix, ob die Fahrkarten vorbestellt werden müssen…Das bleibt aber ungeklärt. Wenn’s nicht klappt, muss wieder zurück und außenrum, was zusammen an die 100 km ausmachen dürfte…

Die schmale Straße ist dann leider dicht befahren, dabei ist das doch eine Euro-Velo-Route… Ein Auto hinter dem anderen und kein Radweg. Aber die 33 km sind abwechslungreich und schnell rum. Ein Fischgeschäft unterwegs hat Dutzende Arten von Fischen, auch Räucherfisch. Eine Flunder nehme ich, und einen Fischsalat dazu als Pausenmahl.

Das beliebte Seebad (Rummel mit allem Drum und Dran, aber auch schöne Ecken) liegt auf einem schmalen Landstreifen, der sogenannten Frischen Nehrung, die die Baltische See vom Frischen Haff trennt, siehe Karte, ähnlich wie die berühmtere Kurdische Nehrung weiter nördlich, die man aber von hier nicht direkt besuchen kann, da das dazwischen liegende Gebiet um Kaliningrad bekanntlich zu Russland gehört.

Das mit der Fähre klärt sich dann recht schnell, es gibt sogar zwei: Anita oder Monika, das ist hier die Frage. Schönheit hin oder her, ich nehme die frühere, morgen früh um halb zehn, Ankunft um elf.

Für heute noch ein ca. 10 km langer Strandlauf zwischen aufgeregten Möwen und anderem Publikum. Wilder Wind weht, es wird immer dunkler und wieder heller.

Bis endlich die Blitze zucken, bin ich längst wieder in meinem Zelt auf dem kleinen familiären Campingplatz mit der netten Besitzerin, unweit des Fährhafens.

Blick zurück nach Krynica Morska am nächsten Morgen:

Und voraus nach Fromborg:

Die Radfahrt am nächsten Tag ist dann so schön ruhig und idyllisch, wie man es gerne hat, wieder auf kleinen Straßen durch kleine Dörfer…

 Dort wo der  tip-top markierte und bestens  ausgebaute Radwanderweg „Green Velo“ die Route rangiert, fährt man meistens auf vorbildlichen Radwegen. Der „Green Velo“ hat aber unendlich viele Zacken und Ecken, so dass ich ihn leider nicht komplett nehmen kann, sonst komme ich zu spät an. Die Landstraßenroute ist aber auch super, hügelig zwar und immer wieder mal auch holperig, aber das macht weiter nicht wirklich was. Nach 114 km bin ich am anvisierten Campingplatz, der einzige auf meiner Karte weit und breit, für den ich die Route etwas angepasst habe. Erst in ca. 60 km kommt der nächste. Am Fluss soll er liegen, beim Sportheim geht’s runter. Bänke, Tische, eine Hütte, Lagerfeuerstelle, aber kein Zelt … ich gucke, wen ich da fragen kann, aber schon hat mich einer entdeckt, steigt aus dem Auto aus und kommt die Böschung herunter. Nee, hier wär kein Zeltplatz, kein Wasser, keine Dusche … Ob ich den nicht bitte bitte eine Nacht, ich breche auch morgen ganz früh wieder auf…Hhhmmm, nee geht nicht, aber da oben, da wäre sein Haus… Mitkommen soll ich, zu ihm und seiner Frau…Im Garten campen lässt er mich dann auch nicht, oh nein, ein Zimmer muss/ darf ich nehmen, eine Dusche, Bier, Essen, Cappuccino, selbstgebrannten Polnischen Wodka! Prost! Nur die Verständigung ist nicht ganz einfach, einen deutschsprechenden Freund ruft er zum Dolmetschen an und drückt mir sein Handy auf’s Ohr… Visitenkarten tauschen wir – er ist Ingenieur, Architekt. Einen deutschsprachigen Beitrag im Internet über Ostpreußen und Sepopol, so heißt der schöne Ort hier, zeigt er mir … noch ein Glas Selbstgebrannten?!! Soviel Gastfreundschaft! Morgen um 7 Uhr gibt’s Frühstück, denn er muss wo hin. Hoffentlich erwache ich rechtzeitig!