Nach Danzig

Noch gut 200 km bis Danzig! Heute nochmal eine lange Etappe: 137 km von dem wunderbaen Zeltplatz Splywaj z Krolem bei Krajenka (siehe www.ukrola.com.pl) bis Koscierzyna. Die Sonne scheint, die Solarzelle auf dem Gepäckträger lädt Lampe und Akkus. Zuerst über Czluchow und Chojnice, wo die Pause geplant ist.

Prima zu fahren, aber dann bremst ein Baustellenschild aus. Langer Umweg auf schmalen Sträßchen mit der Autokolonne? Lieber Lotteriespiel mit Sackgasse Risiko!? Autos kommen aus dem gesperrten Stück… ich riskiere…bisschen Sandpiste, nix gegen das in Afrika, in kürzeren Zwischenstücken ist die Straße, die offenbar neu geteert werden soll, noch unversehrt und ich freue mich über die autofreie Piste. Ollala, jetzt wieder ein heftiges holpriges Stück! Nebenan baut man an einem gepflasterten Radweg, leider wird er wieder zu schmal sein, und viel hügeliger als die Straße…

Schade, so viel Aufwand… ein breiter geteert Radweg wäre doch besser zu befahren und billiger?

15-20 km abwechslungsreiches Fahren – immer wieder mit guten Stücken drin – kommen so zusammen und das Ganze dauert natürlich etwas länger. Unterwegs immer wieder andere Dorfkirchen:

In Czluchow lockt ein Eis im bunten Leutetreiben, in Chojnice sitzt man fröhlich und laut gestkulierend beim Bier – die Zeit läuft, ich setze mich trotzdem dazu, das darf auch sein, das passt schon noch!



Danach frisch und erholt wieder so eine Feierabendrasefahrt, das sind oft die schönsten!

Bei Sonnenuntergang Zelt aufstellen diesmal auf einer großen Anlage, wie immer an einem der zahlreichen Seen. Im Hotel feiert man eine Hochzeit, am Vorabend von Maria Himmelfahrt. Musik spielt auf, hoch oben im 3.Stock, das Publikum formiert sich zur Polonaise und zieht an den Panoramafenstern vorbei. Ilummienierte Lichtspiele auf dem See – und um 22 Uhr kracht und schießt es: ein Feierfeuerwerk!

Ruhig liegt der See am nächsten Morgen da, die Boote schaukeln im Wasser, noch badet niemand im großen Basin.

Ich laufe ein bisschen, schreibe für den Blog „Biken in Polen“ und komme erst gegen Mittag  los. Schöne breite Radwege gibt’s auf einmal! Aaaaaber da hat offenbar ein Sturm gewütet: Wahnsinn, 60-70 km lang viele umgeknickte und entwurzelte Bäume – auf dem Radweg liegen sie, kein Durchkommen…(die Straße ist frei).


Männer sind allennorts am Sägen und laden sich bestes Kernholz auf ihre Anhänger. Später erfahre ich, dass der große Sturm auch hier am Samstag gewesen sein muss, als ich so nass in den Klosterhof von Kloster Neuzelle flüchtete.
Halb fünf dann in Danzig. Ein direkter Radweg ins Zentrum, in die Altstadt?? Ich frage, Kopfschütteln, nee hier nicht. Allenorts fehlen solche Hinweise, schade, denn Wege  gibt es schon. Nach einem guten Stücke rasen dann viele Radler an einem Kanal entlang. Also auch da rauf, mit Schwung die Erdspur hoch… Gut so! Danzigs Türme rücken näher. Die Fußgänger werden mehr und tauchen mit einer Treppe unter Schienen und Schnellstraße in die Altstadt durch. Und ich? Hhhmmm, keine Radrampe, keine Brücke, dafür Baustellen ohne Ende…Legal hat der Radfahrer hier keine Chance. Nach bisschen Suchen finde doch noch einen ungefährlichen Weg rüber! Hurra, ich bin drüben und drinnen. Alles geht! Biermix am Stadttor mundet!


Ein Paar spricht mich an: „Er hat Sie schon vom weitem erspäht!“, sagt sie. „Er“ ist Radrennfahrer, kommt aus München und fährt Dinger über 2200 km im Rennen, das ist auch was!! Dagegen ist Reiseradeln doch sehr gemütlich! Treiben lasse ich mich nun vergnügt und genussvoll durch die Altstadt: Musiker, was Essen, Gucken und Schauen,

dann wieder ein paar Abenddämmerungskilometer zur Ostsee und – da bin ich ja schon nah am Campingplatzplatz! Eine Klappbrücke an Wisla-Mündung ins Meer. Es klappert und scheppert ärgstens, wenn die Autos über die großen Eisenplatten in der Mitte der Fahrbahn rollen. Der Rad- und Fußweg ist auch nicht ohne… Tolle Abendstimmung! Um die Ecke, aha, hier rein, meint meine OSM-Karte mit den Radwegen drauf, eine schöne blaue Radmarkierung ist auch da. Nicht mehr weit … ah hhhmmm, nochmal Platten, ein Sandweg… ich steige ab und jogge radschiebend. wann kommt der Campingplatz? Das geht noch kilometerlang so zu, soll wohl so sein, damit ich das Lauftraining nicht vergesse😀…blöde Schnaken, aber sonst macht’s eigentlich schon Spass! Etwas zerstochen und glücklich nehmen mich die Männer an der Rezeption lachend in Empfang. Noch ein Gang zum Meer bei Sternenhimmel mit kühlem Sand unter den Füßen, so geht dieser Tag zu Ende.