Vor Velikie Luki waren schon 30 km Baustellenstrecke zu bewältigen, aber sowas gehört halt auch mal dazu. Irgendwoher muss der „feinste Asphalt“, auf dem es sich so gut flitzen lässt, ja kommen, was natürlich auch für Autos gilt …
In der Stadt war der normale Stadtverkehr eine Erholung, hier sind auffallend viele Leute zu Fuss unterwegs, ein paar Regentropfen schrecken offenbar keinen. Andauernd fahren und halten überall kleinere Busse… hoffentlich bleibt das gute Nahverkehrsangebot mit zunehmender Privatmotorisiering erhalten …!
Eine relativ gute Nebenstrecke führt in großem Bogen nach Südosten zurück auf die M9 und schenkt mir das letzte Stück Baustelle. Aber ein paar Kilometer später erneut der Hinweis auf 20 km weitere Bauarbeiten! Ufff, nicht schon wieder!! Ich weiche auf die Nebenstrecke südlich aus und freue mich über einige Kilometer geteerte ruhige Dorfstraßen. Da eine große Einmündung, eine dicke schön geteerte Nebenstaße kommt von rechts, aber das ist leider nicht mein Weg. Der geht sehr sandig und hügelig geradeaus. Den oder Baustellen? Ich probiere den Sandweg. Trocken ist es, es lässt sich leidlich fahren, da kommt ein großes dickes Holzauto und hüllt mich von oben bis unten in eine Staubwolke… eh nee, zurück! Dann doch besser Baustellen!
Wieder auf der M9 bin ich am Staunen: Männer sind am Einsammeln der Schilder, rote und weiße Baustellenabgrenzungen und anders mehr liegt am Straßenrand…🤣😃😄 Vorbei!! Alles fertig, picobello neu geteert, jetzt wird nur noch aufgeräumt und ich kann fahren, fahren, fahren…
Ein Ferienreservar am See bietet sich zum Übernachten an, eine großzügige 3-Sterne-Anlage mit allem Drum und Dran. Ja, Zelten kann ich für 300 Rubel, aber das ist nicht an diesem Strand…also runter, um die Ecke, ein Holzbohlenweg durch’s UNESCO-irgendwas, dann kommt ein Gate, sie sagt Bescheid, dass es aufgemacht wird… – das alles auf Russisch, mit sehr wenig Englisch und einer Übersetzungsapp, die das Russisch der Empfangsdame an der vornehmen Rezeption ins Englische überträgt!
Ich fahre wie beschrieben, mindestens eineinhalb Kilometer sind schon rum, die Holzbohlen überbrücken Sumpfgelände am See, ein schöner Weg! Anschließend ein Waldpfad. Stimmt denn das noch? Aber das ist das Gate, das auf einen einfachen Zeltplatz führt, keinerlei Sanitargebäude. Und kein Mensch da, alles leer…Eine lange Tafel zeigt, dass hier wohl öfter rauschende Feste gefeiert werden:
Wird schon richtig sein hier, ich baue das Zelt jetzt einfach mal auf. Später kommt tatsächlich einer und fragt, ob ich bezahlt hätte, ok also!
Ein paar Stimmunsbilder vom Abend und vom nächsten Morgen:
Morgens dann erst ein bisschen Laufen auf schönen Sandwegen, immer mit See- und Zelt-im-Blick – und noch ein paar Impressionen:
Zurück dann auf dem Holzbohlenweg: ein Gebäude! Sind hier WC und Dusche? Nein! Eine Küche, ein gemütlicher Raum mit einem urigen Holzbollerofen und – eine echt russische Großsauna mit zugehörigem Tauchbecken am See:
Und dann noch was 😀!! Ein Fön!!!! Ja echt, den brauche ich jetzt wirklich dringend! Will ich mich etwa noch schnell etwas verschönern, zurechtrichten … ??? Ihr dürft raten! Nein, jetzt nicht. Und ich will auch keine Socken trocknen, so wie Claus zu Beginn unserer Russland-Tour… Eingeweihte wissen Bescheid – es gab Heiterkeitsausbrüche!
Wozu dann? Kommt jemand drauf?
Mein Rückspiegel am Rad ist ab, infolge unvorsichtigen Abstellens und Umstürzens meines Gefährtes auf Sandboden. So einfach ließ er sich nicht wieder in die Halterung hineindrücken. Hitze hilft – und nach dem Ausdehnen der Öffnung und dreimal fest drücken sitzt er tatsächlich wieder fest da wo er hingehört und erleichtert mir das Fahren auf der M9 beträchtlich.
Flott geht’s dahin, eine Pause zur Kohlenhydrataufladung – irgendwie nicht so viel gegessen die letzten Tage – an der Raststätte und mal Birnencidre probiert, oder was das ist, mit 0,6% alc.
Weiteres Dahinfliegen! Weil es sich so schön fährt, nicht übermäßig viel Verkehr ist, bleibe ich auf der M9. Immer wieder Stände am Straßenrand. Nicht nur Bären, auch Wildschweine, kleinere Tiere und sogar einen schönen stattlichen Wolf könnte ich kaufen…nee, das ist nix für mich, ein paar Beeren aber gerne!
Ein Traum wäre noch ein breiter geteerter Seitenstreifen, das wäre super zum Radfahren, ob sich das in Zukunft machen lässt? Um etwas mehr Abstand zu den schnellen Autos halten zu können. Derjetzige ist doch recht schmal …
An einer Tankstelle bei Nikolino, 140 km vor unserem Treffpunkt am Freitagnachmittag, darf ich diesmal mein Zelt aufschlagen. Warme Gerichte gibt’s hier auch, Kaffee sowieso – Bier nicht, dafür Kwas.
– sternenklare Nacht – 5 Grad plus am nächsten Morgen – die Sonne geht auf …