Litauen…

empfängt mich mit Regen!

Der Freitag davor ist aber nochmal ein Bilderbuchtag. Klar, ich bin rechtzeitig zum großen Frühstück bei Christin und Bogi wach. Tee zuerst, Brötchen, Marmelade,Honig, Wurst, sowieso, Tomaten, Salzgurken … Die Übersetzungsapp wird bemüht: ob ich Eier will. Zuviel, ich verneine, aber da bringt er einen ganzen großen Eimer voll ! Ökologico wären sie! Die App nochmal: Rühreier oder Spielgeleier … Herzlichster Abschied, Bogi fährt noch bis zum Ortsrand von Sepopol mit, versorgt mich mit Weggfindungshinweisen…

Radfahrers Traum hier: Der Green Velo ist ein neuer, aufwändig ausgebauter Weitwanderradweg durch schöne Landschaft. Hier verläuft er ohne viele Zacken und lässt sich auf breiten gut asphaltierten Trassen fast holperfrei und prima fahren. Oft ist er besser als die Straße nebendran. So bringt man die Leute auf’s Rad! (Später ist es leider manchmal anders, denn der Radfahrer wird durch häufigen Straßenseitenwechsel und arg bremsenden, holprigen, engen (bei Gegenverkehr zuweilen gefährlichen!) Verschwenken bei jeder Einmündung arg ausgebremst – schade, vielleicht kann man das noch besser machen?)

Flottes Dahinflitzen in masurischer Seenlandschaft.

Wegorzewo ist zur Mittagspause erreicht, warmer Wind weht, die Leute baden, trockenes Heu wird eingefahren:

Hügel werden mit Schwung passiert, runter lasse ich es rollen, dann wieder rauf … Der nächste Campingplatz auf direkter Stecke ist erst in Suwalki, Goldap ist mir zu nah. Ich beschließe einen Abstecher in die Seenlandschaft. Auf kleinen Straßen und Wegen, auch mal unbefestigt durch den Wald, aber meistens gut zu fahren ist das doch eine willkommene Abwechslung zur Asphaltraserrei. Mitten in der Prärie der Zeltplatz Lekuk Maly auf einem alten Landgut – die Wände des Waschhauses sind fast einen Meter dick, die Duschen 1a und sehr sauber  – samt einem Hotel mit Seeblickterrasse und hölzern eingefassten Badebecken mit Sandstrand und eifrig buddelnden oder mit hoteleigenen Schaufelladern baggerden Kindern. Abenddämmerungsschoppen auf der Terrasse!


Vollkommen trocken auch der Samstagmorgen. So macht das Zelten Spaß! Los geht’s, lange Tour heute, bis weit hinein nach Litauen! Wenn’s kitschig werden soll: Sanft gewellte Hügel, saftig-sattgrüne Wiesen, zusammengerollte Heuräder, goldbraun schimmernde Stoppelfelder im Sonnenschein und Sommerwind… aber so isses echt. Kaffeepause mit Apfelkuchen beim besten Bäcker in Olecko! Ungeachtet anderer Wegweisungen fahre ich in solchen Orten immer ins Centrum, das hat sich bewährt! Stück zurück macht nichts, dafür sieht man was …

Suwalki im Sommerkleid! Hier bin ich wieder! Weißbedeckt war der weitläufig Park mit der weißen Klosterkirche damals vor vier Jahren…

Nach Kaunas auf der Autobahn sind wir da weitergeradelt, lieber will ich diesmal kleinere Straßen fahren, ich will nach Vilnius.

Sejney ist die nächste Station auf dem polnischen Jakobsweg



und auch für mich. Nanu, dunkle Wolken, dicke Tropfen, als ich wieder aus der Klosterkirche trete. Da wo ich hin will, ich es aber noch hell, also reintreten was geht! Der Rückenwind gut sein übriges und tatsächlich, ich entkomme diesem Wetter wieder! Aaach, eine Baustelle, 6 km Zacken nach Süden runter und wieder rauf, jetzt hat er mich doch der Regen! Solarzelle eingepackt!

Green Power auf dem GreenVelo bei Sonnenschein

Regenjacke raus…Ein Guss klatscht hernieder, aber es kommt kein Gewitter. Ein zaghafter Blitz, ein kleines Donnerchen, ein bisschen Landregen noch, so erreiche ich Litauen.

152 km zeigt der Tacho am Ende beim Zeltplatz im kleinen Dorf Silaiciai, umgeben von Seen auch hier bei Seirijai. Kaum bin ich da, kommt schon jemand. Zelten möchte ich, er guckt etwas, kann weder Deutsch noch Englisch. Aber ein paar Brocken reichen, camping und tent versteht jeder. Ich soll mitkommen, er nimmt einen Stift, also: 5€ pro Person + 2€ für’s Zelt…aber das scheint ihm nicht zu gefallen, er sucht eine Liste, ahh, da steht’s: Bungalow 11€, ob ich den will, alles so nass … Na klar!

Trockener Sonntagmorgen. Noch 126 km bis Vilnius.