Mlilwane Naturreservat

Ich greife vor, es ist mittlerweile der 19.5. und Abend, kein Wlan, keine SiM-Card, kein Handy-Empfang hier, so sorry!
Die letzten zwei Tage nix geschrieben und heute gleich von heute. Hier bin ich, weil Cathi mir diesen Zeltplatz empfohlen hat. Cathi? Habe vorgestern bei ihr und Ferdi übernachtet. War nicht so geplant. Ferdi? Der ist ihr Mann und Südafrikanischer Meister im Mountainbiken, wie sie mir am Morgen erzählte, als er schon weg war. Das nächste Rennen findet hier in Swasiland am 4. Juni statt. Solange kann ich aber nicht warten, hätte ihn aber gerne mal fahren gesehen. Es gibt schon hefitige Trails hier.
Der Reihe nach? Nicht ganz, grad hab ich gut gegessen, es gab hier beste Speisen vom Buffet, einschließlich Kaffee und Tee. Wein dazu. Fein! Ich mache es mir gerade am Lagerfeuer gemütlich, Stühle stehen herum, Trommeln auch, da kommt einer und ich denke schon, ich sei hier fehl am Platz, aber nein, ich soll sitzen bleiben: Um 8 Uhr gäbe es hier Tanz. Er geht wieder, da sehe ich noch was: Direkt hinter dem Feuer, auch die mögen es wohl warm und weich, liegt friedlich eine Warzenschweinmama mit ihren drei Kleinen, die sie immer wieder ableckt.

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Heute Morgen war ich hier auf dem Hippotrail, viele Nyalas, ein paar Zebras gesehen und lauter Löcher in der roten lehmigen Wand. Was oder  wer wohl da drin ist? Ich gucke… Auf einmal schießt aus den Löchern ca. ein Dutzend Vögel heraus, grüne, genau wie das Blattwerk auf den Bäumen ringsum. Ein bisschen rot ist zwar auch dabei, trotzdem sieht man sie kaum, wenn sie auf den Ästen sitzen. Besser ist ein bunter Vogel hoch oben zu sehen und mit der Kamera zu erwischen:

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Weiter vorne, am See, suchten Leute ein Hippo, ob ich … leider nein, aber ob sie vielleicht ein Croco. Ja, gleich da wäre eines. Aber ich sehe nichts. Wohl wieder weg. Dafür schwimmt einige Meter weiter eine Wasserschildkröte, bestimmt 30 cm lang. Aber sie sieht mich auch und taucht gleich wieder ab.
Noch weiter vorne sehe ich dann plötzlich einige Meter vor mir ein, allerdings völlig leblos scheinendes, … Krokodil! Lebt das Viech nun, oder ist es tot?? Ich warte, schaue in das mir zugewandte Auge: Es blinzelt nicht und schaut so unecht aus, wie das in Walters Gartenteich. Hhhmmm, tot oder lebendig? Eher tot? Ich mache ein Foto aus sicherer Entfernung und bleibe auch da. Es könnte mir ja den Gefallen tun und wenigstens mal blinzeln, oder?

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Ich gehe weiter, der Wunsch bleibt, ein lebendiges Krokodil in freier Wildbahn zusehen, ohne gefressen zu werden, klaro!
Nachmittags fahre ich dann mit meinem Quasi-Mountainbike ohne Gepäck spazieren. Hier werden auch welche verliehen und so falle ich mal nicht weiter auf. Allerdings: Beim Abendessen kam dann wieder eine Dame auf mich zu, ich wäre doch die Frau auf dem Fahrrad, die sie unterwegs gesehen hätten… ich muss erzählen, sie staunt und wünscht mir respektvoll alles Gute.
Viel Anteilnahme und Akzeptanz, wenn es die Leute genauer erfahren haben.
Wahrscheinlich erregt frau zunächst auf so einem Tourenradesel hier ähnliches Aufsehen, wie wenn jemand auf einem Kamel durch Erlangen reiten würde…?!?

Abendstimmung gegen 17 Uhr, wie ein kleines Feuerwerk:

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Kurz bevor es ganz dunkel wurde, tja, da war ich dann nochmal am See, und am roten lehmigen Kanal, der in diesen mündet, lag im Wasser … in voller Schönheit … tatsächlich plötzlich dann doch noch ein …lebendiges … Krokodil.  Es blinzelte! Schnell ein Foto!

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Das Viech sah dem von heute Vormittag doch etwas ähnlich. Noch ein Foto. Und dann, dann bewegte es sich auch noch richtig! Hatte es mich bemerkt? Fressen wollte es mich offenbar nicht, stattdessen drehte es bei und glitt in den See. Schnell ein Filmchen – 51 sec. lang, dann war es schon wieder weggetaucht, verschwunden, unsichtbar …

Zurück zum 16.5. zum letzten Tag vor Swasiland. Das Rad flitzte schnell, die Berge waren gut zu bezwingen, das Phongolo Naturreservat gefunden. Ich frage in einer teuer aussehenden Pongola-Lodge ohne Campingmöglichkeit nach dem Zeltplatz. Ja, in 3-4 km rechts rum. Ich fahre und fahre, kein Zeltplatz. Fahre weiter, komme schon in Golelea, dem Grenzort, der aus fast nichts als der Grenzstation besteht, an. Frage mein Navi, kostet Zeit, weiß nix. Keiner unterwegs, nur LKW-Fahrer auf dem Weg zur Grenze. Also umgedreht, den Berg wieder rauf, bei der Pongola-Lodge nochmal fragen. Die Zeit eilt, es beginnt zu dämmern. Im Park ein Schild: Park-Office, ein längeres Wegstück runter, Licht brennt. Ein hohes verschlossenes, aber nicht abgeschossenes Tor. Keine Klingel. Ich rufe. Nichts. Ich hupe! … Da kommt jemand, mit KNZ-Wildlife-Hemd. Ich frage. Ich soll mitkommen. Ob ich hier bitte mein Zelt aufschlagen darf. Es ist ja schon fast dunkel. Hhhhmmm, da kämen nachts die Elefanten. Er geht wieder ins Haus, kommt wieder, mit seiner Frau, die mich freundlich anlacht. Ich möge doch bitte hereinkommen … herrlich unkompliziert die beiden. Ich darf ins Gästezimmer, da wäre die Dusche, wenn ich Kaffee oder Tee wolle, hier ‚help yourself‘ … ob ich ein Bier mag … usw.
Ein schöner Abend, wenn nur dieses verdammte Mailer-Daemon-Problem nicht gewesen wäre … Ich probiere herum, überlege dies und das und schlage mir die halbe Nacht um die Ohren … irgendwas ist immer …
Am nächsten Morgen tausche ich mit Cathi Adressen aus – und wenn die beiden mal nach Deutschland und Erlangen kommen: Es warten Bier, Bierkeller, Wörscht und sonstwas und viele, viele Fahrräder!

Der Grenzübertritt verläuft formal problemlos, wenn auch etwas umständlich, und auf Swasi-Seite stecken fünf Grenzer und eine Frau die Köpfe zusammen und fragen mich aus. Gehört das auch noch zum Einreiseprocedere?
Ein Verhör? Darf ich nicht rein? Ach wo, blanke Neugier. Ich darf losfahren! Drinnen!
Eine fast leere M1 mit breitem Seitenstreifen macht das Radfahren zum Vergnügen. Von rechts grüßen Mosambics Berge herüber, Swasiland ist erstmal nur sehr sehr gemäßigt hügelig. Ich fliege nur so dahin. Die Berge kommen später noch, und zwar doch einigermaßen heftig. Das kleinste Kettenblatt wird fast im Dauereinsatz sein. Nach ca. 70 km muss ich mich dann entscheiden, ob ich einen Umweg fahre, um in 16 km Entfernung übernachten zu können oder geradewegs noch ?? km zum Mliliwane-Naturreservat fahre. Es sollen ja auch noch Berge kommen und die Timbutini Hills sind auch deutlich auf meiner Karte drauf.
Also anhalten, Navi fragen wie weit es dahin noch sei. Aha, fast 100 km. Nee, wird zu bald dunkel. Ich mache kurz Pause und will eine Orange schälen, da hält ein Polizeiauto neben mir. Was ich hier will, hier darf ich nicht stehen bleiben, das sei verboten. Ich stehe 10 m weg von der Straße am Beginn eines Feldweges am Straßenabzweig und bin einigermaßen erstaunt, erkläre was ich mache, dass ich aus Deutschland komme und ich leider nicht wissen kann dass man hier nicht stehen bleiben darf. Not save, sagen sie. Ob ich alleine bin?
Ich sage, wo ich übernachten will und dass ich meinen Radlerfreund treffen will. Ob das in der nächsten Unterkunft wäre. Ich nicke etwas zögernd. Da sagen sie, ich soll meine Orange essen und dann weiterfahren. Sie brausen ab.
Ich übernachte in der Lituba Lodge in einer typischen Stroh gedeckten Rundhütte. Das Hauptgebäude wird gerade neu gedeckt:

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Arbeiter werfen zusammengebundene Strohbündel aufs Dach. Es geht gemächlich afrikanisch zu. Man lacht und scherzt, trinkt was ist was. Ein Arbeiter spricht mich an, die Arbeit hier wäre ja ok, but ‚ the money is so less, so less.‘ Er habe keinen guten Boss, der zahlt so wenig. Er müsse ja auch Kleidung kaufen und was zu essen. Was er denn bekomme? 500 Rand. Pro Woche? Nein, pro Monat. Er will nach Südafrika und dort arbeiten, wenn das geht.