To pump or not to pump?

Was für eine Frage! Natürlich braucht der Radfahrer nicht nur Luft zum Atmen, sondern auch eingesperrte im Reifen. Und erstaunlich, was alles vorkommen kann…
(Eine andere Geschichte mit Dingen, die niemand auf dem Schirm hat, ist am Flughafen passiert: Neben dem Rad waren ja auch die vier Radtaschen zu transportieren. Die habe ich paarweise (da nur zwei Gepäckstücke ohne Aufpreis erlaubt sind) in zwei große leichte Plastikeinkaufstaschen gepackt, miteinander mit den Verschlussschnallen verbunden und zusätzlich mit der großen Tasche unrausfallbar an den Henkeln verbandelt, da der Reißverschluss nicht halten wollte. Das wurde anstandslos als zwei zulässige Teile akzeptiert, jedoch verschloss die gründliche Gepäckabfertigerin die Taschen an den Henkeln zusätzlich mit Kabelbindern.
So weit so schön. Wo ist da das Problem? – ! Wie macht man die Taschen am Zielort wieder auf? Kabelbinder sind nur mit einem Messer zu killen!! Und wo ist das Messer verpackt? Vertrackt! Nicht im Handgepäck natürlich, sondern … Also was tun? Von Hand geht da nix! Das Problem ließ sich etwas zeitaufwändig lösen. – Das nur zur Einleitung.)
Luft bringt mann oder frau bekanntlich mittels einer Pumpe in den Reifen. Meine beste Pumpe habe ich dabei. Sie hat einen Schlauch und ein Aufschraubventil und funktioniert super. Egal ob Autoventil, Dunlop- oder französisches Skalarventil, überall passt sie drauf.
Bisschen Luftverlust am Hinterreifen unterwegs bei vollbepacktem Rad. Kein Problem, Pumpe raus, nachpumpen, keine Frage! Ventilverschluss öffnen (mein Rad hat, da ich die Maschine komplett ausgestattet erworben hatte, die französischen mit dem Fummelverschluss, den ich noch nie mochte, eben wegen der Fummelei und weil sie sich leicht verbiegen aber die waren halt dran und sind auch nicht so einfach durch andere zu ersetzen – da müsste man das Loch in der Felge aufbohren…) Also Pumpe vorsichtig aufgeschraubt, Schlauch ganz gerade gehalten und ruckzuck ist der Reifen so prall voll wie er sein soll. Nun den Schlauch vorsichtig wieder abschrauben, möglichst ohne Luftverlust, was bei diesen Ventilen nur mit äußerster Vorsicht geht, denn leicht kommt man versehentlich an den zum Aufpumpen losgeschraubten Stift im Ventil hin und zischend entweicht dann wieder Luft. Ich schraube die Pumpe also mit Bedacht ab … – und statt eines  kleinen zschsch fliegt mir zzzschschsch peng das ganze Ventil entgegen  – Luft komplett raus, hhhmmm – das Ventil sitzt fest auf der Pumpe, statt auf dem Schlauch! …
Also nochmal: Ventil wieder reinschrauben, mit der Zange extra fest zudrehen, Schlauch, unverkantet aufschrauben, pumpen, pumpen, pumpen … Schlauch vorsichtig wieder abschrauben …. zzztschschschsch, peng!! – wieder das gleiche Spielchen, aaachch uuchchch – nochmal pumpen pumpen … und wieder zzztschschschsch, peng … ja was ist den los? Ich stelle mich wohl besonders blöd an heute?? Weiterfahren will ich! Den Schlauch nun weniger fest auf’s Ventil aufgedreht, damit er nicht wieder am falschen Teil stecken bleibt, das Ventil zuvor natürlich wieder extra fest zugedreht – nee, nee wieder das gleiche Spielchen… Hhhhmm, experimentieren: Ventilschlauch gerade so eben recht locker aufgeschraubt, damit er mir den Ventilverschluss nicht bei sich behält. Nun lässt sich der Reifen aber nicht mehr voll aufpumpen, doch das Ventil bleibt endlich drin. Weiter expermintiert: Schlauch fester schrauben für mehr Luft im Reifen und zzztschschschsch peng riskiert oder Schlauch locker und zu wenig Luft … wo ist die optimale Deadline? Rumprobiert, Zeit vergeht, ich muss dann doch mit einem recht schlappen Hinterreifen losfahren. Es schlingert ein bisschen, besonders bergab, wo frau gerne flitzen möchte. Anhalten und nochmal pumpen und wieder den totalen Luftverlust riskieren und den Zeitverlust dazu? Oder nicht pumpen und langsam fahren? Was geht schneller?

Peter wartet bestimmt schon lang auf mich bei der nächsten Bar. Das haben wir so vereinbart: Jeder darf in seinem eigenen Tempo fahren und wenn der eine zum fotografieren oder sonstwas stehen bleibt, dann muss der andere, der dann wieder anderswo stehen bleiben möchte, nicht warten. Bei längeren Pausen beim Bier an der Bar, sehen wir uns dann wieder. Das ist entspannter so und passt uns beiden prima.
Eine Mail habe ich Peter geschrieben, aber das Netz mag gerade wieder mal nicht.

To pump or not to pump?
Radfahren ist gut zum Nachdenken. Irgendwie muss das doch besser gehen. Unverkantet aufschrauben, Ventil fest zu, Schlauch gerade halten … alles sorgfältigst geduldigst wiederholt probiert. Hat das Gewinde der Pumpe etwa eine Macke? Wenn ja, hilft mir das auch nicht weiter. Ja, und warum hatte ich sonst mit dieser Pumpe nie Probleme? Ich lobte sie ja immer sehr! Ah ja, dieses Rad habe ich kaum mal damit aufgepumpt, nur andere Räder – und die hatte Dunlop- oder Autoventile – und keine französischen, die sich nicht im Gewinde der Pumpe beim Abschrauben festfressen.
Ich komme zu dem Schluss: Aufschraubpumpen und französische Ventile sind eine kritische Kombination! Die vertragen sich nicht! Ach je, das wusste ich vorher nicht. Und es hilft mir gerade auch nicht weiter. Auf die nächste Reise kommt eine andere und eine Ersatzpumpe mit! Wo kriege ich hier in der Pampa eine her? Was nun? Da fällt mir ein, dass mir Jörg einen Autoventiladapter mitgegeben hat. Aber Tankstellen gibt’s hier nur alle 50-100 km und gerade ist ganz zufällig keine in der Nähe.
Aber, aber halt! Aha! Ohoho! Den Adapter könnte frau trotzdem aufschrauben und das französische Ventil in ein Autoventil verwandeln! Jawohl und Jawoll!
Wie gesagt, Radfahren ist gut zum Nachdenken! Anhalten, prallvoll pumpen, Pumpe abdrehen … Achtung, jetzt kommt der Moment, wo … Hu – raaaah! Aha! Es hält!!
Die Maschine flitzt wieder und ich bin happy! Gelöste Probleme machen glücklicher als wenn man sie gar nicht gehabt hätte!
Peter erfuhr auch ohne mein Mail von meiner Panne! Buschtrommeln! Gleich mehrere Autofahrer hielten ihn an:
„Your wife is far behind …“
Ja, ja dieses Missverständnis gilt es immer wieder zu berichtigen. Wir sind hier als Sportfreunde unterwegs und Peter ist beileibe nicht mein Leibwächter, das wäre mir auch ganz und gar unbehaglich. Die Rolle der Frau hier in Afrika … Aber so kommt wenigstens die Panneninfo bei Peter an. Vorsorglich schaut er schon mal nach einem Quartier 20 km vor unserem heutigen Zielort, falls ich es nicht mehr schaffe.
Ich wäre gerade im Gespräch mit der Polizei erzählt ihm dann jemand! Nun ja, alle paar Kilometer sind in Simbabwe derzeit (und immer?) Polizeikontrollen. Oft winken sie uns Radfahrer einfach durch, aber ausgefragt nach dem Woher und Wohin und ob wir Geld dafür bekommen, ob wir von der Regierung … oder for benefit oder sonstwas … Nein, wir sind hier just vor fun unterwegs!  Dann wir dürfen weiterfahren.
Diese Polizistin aber sagte, auf den Seitenstreifen deutend: Stop here, I want to check yor bike! Au weh, das auch noch! Peter wartet doch! Hab’s eilig! Will sie jetzt mein Gepäck zerlegen? Alle Fotos angucken und konfiszieren? Das kann dauern! Anmerken lasse ich mir davon nichts! Freundlich lachend erkläre ich ihr unsere Geschichte, erzähle dies und das in angeregtem Gespräch. Das stellt die Dame offenbar zufrieden, denn nach 5 Minuten winkt sie mich weiter, ufff!
Die nächste Mail kommt dann bei Peter an und das Tagesziel Zvishavane, ein quirliges Industriestädtchen mit vielen Minen drumherum, wird erreicht! Schicke teure Hotels gibt’s hier für die Manager, aber die Panoramic View Lodge hat auch bezahlbare Zimmer für uns. Die Läden sind voll, alles gibt es hier zu kaufen, Importwaren, wozu auch Käse zählt, sind allerdings sehr teuer. Benzin gibt’s auch, von wegen „no fuel, no food“.
Ach ja die Fahrstrecke: Von der Matobo Ingwe-Lodge ging’s über Mbalabala (Zeltübernachtung hinter der Tankstelle nach ca. 100 km – hier gab’s sonst nichts) nach Zvishavane und Masvingo.
Jetzt gleich brechen wir von hier zu den „Great Zimbabwe“, der größten Ruinenanlage Afrikas südlich der Sahara, auf. Mein Reiseführer schreibt 12 Seiten drüber …