9 km Lava

Bis zu 9 km dick war die Lavaschicht, die das südliche Afrika vor rund 30 Millionen Jahren bedeckte. Tektonische Aktivitäten formten daraus gigantische Falten, Gebirgszüge und Spalten. Vor 3 Millionen Jahren gab es dann unter immensem Druck erneut gewaltige Erdverschiebungen, die die heute ca. 1200 – 1500 m hoch gelegenen Höhenzüge und Felsformationen Westsimbabwes freilegten und bizarr sichtbar machten. Die Abkühlungsprozesse vor Jahrmillionen durchbrachen die alten Granitfelsen, die Erosion trug die oberen weicheren Sand- und Steinschichten ab, so dass sogenannte „Balancing Rocks“, Felsblöcke, die teilweise wie Kugeln aussehen, zurückblieben. Diese liegen manchmal auch auf „Dwalas“, riesige, wie Walrücken ausschauende, nackte, blank geschliffene Granitfelsenrücken.
Man sieht und guckt und staunt, dass die Kugeln, mit denen ein Riese gespielt haben könnte, nicht herunter rollen. Ich hab versucht sie anzustoßen, sie sind wirklich ganz fest und trotzen der Schwerkraft.

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Zu finden sind sie im 425 km² großem Matobo-Nationalpark, zu dem wir von Figs Tree auf einer 14 km langen Sandpiste gelangt sind. (Auf dem Weg dahin entstand das Foto mit uns und den Kindern vom vorherigen Blogeintrag.) Die Sandpiste ging recht gut zu fahren, es ist auch eine Herausforderung und macht Spaß, selten muss man mal absteigen.

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Übernachtet haben wir in der Matobo Ingwe Lodge in einem fast doppelzimmergroßen Safarizelt, zu einem Preis, den uns fast auch ein lausiger Zeltplatz anderswo im Naturpark gekostet hätte. In der absoluten Low-Season sind die Preise von Privatunterkünften verhandelbar, die staatlichen im Park natürlich nicht. Wir waren die einzigen Gäste, bis auf einen Brasilianer, der zwei Wochen zum (erfolglosen) Leopardenjagen hier war!
Hey, das hätte uns schon genauer interessiert, ob der da im Park jagen durfte (und dass er das überhaupt darf??) und ob er 100% sicher Touristen von Leoparden unterscheiden kann?? Im Gebiet befindet sich auf Grund der vielen Felsen und Büsche zum Verstecken die weltweit dichteste Leopardenpopulation. Die Tiere gehen dem Menschen aber aus dem Weg, man sieht sie kaum. Zum orten hängt man ihnen GPS-Halsbänder um. Weibliche Leoparden dürfen nicht gejagt werden…
Im Camp wurden wir umsorgt und versorgt, dass es uns schon fast peinlich war. Ruckzuck waren die zwei breiten weichen Betten im Zelt frisch bezogen, extra Wolldecken wurden gebracht, das Lagerfeuer für uns angeschürt, bequeme Sessel dazu gestellt, das Duschwasser erhitzt, dieses auch mit Holz, und manches mehr. Ob wir zum Sonderpreis für 5 Dollar ein Abendessen möchten? Ja, gerne! Am Abend schaute jemand vorbei und schaltete das Licht am Platz ein, am nächsten Morgen, als wir erwachten, brannte das Lagerfeuer erneut …
Erbaut ist die im Dezember und Januar voll belegte Safari-Lodge zwischen lauter Granitblöcken und Felsüberhängen, wo schon vor mindestens 40.000 Jahren Menschen gehaust haben. Hoch oben, von der Restaurantterrasse hat man einen wunderbaren Blick auf die ganze Gegend. „Balancing Rocks“ gibt’s auch hier:

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Auch ein Abschiedsfoto mit dem Personal musste sein:

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Nicht genug der Naturschönheiten und der Tierwelt, wir sichteten Impalas und Buschschweine, das Gebiet zählt auf Grund der Felsmalereien, mit denen Jäger und Sammler schon vor 20.000 Jahren begannen, die Höhlen und Felsüberhänge mit Jagdszenen und Darstellungen religiöser Zeremonien und Mythen zu schmücken, zum Weltkulturerbe der UNESCO.

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Regenzeremonien wurden bis in unsere Zeit an diesen  mystischen Orten abgehalten und anscheinend glauben die Leute hier immer noch daran, denn der machtbesessene britische Kolonist Cecil Rhodes ist in den Matobo-Bergen an einem heiligen Ort, den er ‚Worlds View‘ nannte, begraben. Dieser Ort war aber vor allem eine uralte Kultstätte der Mwali-Priester und ist den eingeborenen Afrikanern immer noch heilig. Rhodes‘ sterbliche Überreste stören die heilige Kultstätte und werden nun als Grund für das Ausbleiben des lebensnotwendigen Regens betrachtet, so dass in der Öffentlichkeit deswegen intensiv die Räumung des Grabes diskutiert wird!