Blyde River Canyon

Ein Tag voller spektakulärer Aussichtspunkte! Bevor wir losfahren macht Peter noch schnell ein Selbstauslöserfoto von uns beiden vor den Backpacker Rondavels in Graskop. Hab’s aber noch nicht (Nachlieferung gelegentlich), dafür den Fotografen, samt Rad auf der Strecke:

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Der Blyde River Canyon, das Herzstück eines 29.000 ha großen gleichnamigen Naturschutzgebietes mit üppiger Fauna und Flora, gilt als die dritttiefste Schlucht der Welt. Auf einer Länge von 26 km hat sich der Blyde River (Blyde = Freude auf afrikaans) einen Weg durch die felsige Landschaft der Transvaal Drankensberge gebahnt. Die Schlucht geht an manchen Stellen 700 m in die Tiefe. Los geht’s mit den spektkulären Aussichtspunkten gleich wenige Kilometer hinter Graskop: The Pinnacle, ein 30 m alleinstehender hoher Granitfels schaut schon mal ganz gut aus.

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Man schenkt uns Radfahren die Eintrittsgebühr von 10 Rand pro Nase. ‚God‘ s Window‘ hört sich gut an, allerdings geht der Blick noch nicht ganz tief, sondern eher in die Ferne:

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Weiter geht’s zu den ‚Berlin Falls‘, wo das Wasser 45 m in einen Felsenpool stützt, in dem man auch baden kann.
Immer wieder phantastische Weitblicke am Straßenrand, schöne hügelige Landschaft, nicht allzu schweres Auf und noch mehr Ab mit wenig Wochenendverkehr, dazu ein breiter Seitenstreifen, machen das Radfahren zu einem puren Vergnügen. Schönes Spätsommerwetter ist sowieso.
Der Fluss an dem wir entlang fahren, ist aber noch nicht der ‚Blyde‘! Ein Schild an einer kleinen Flussbrücke ohne Geländer in schönster Felsenlandschaft, zu der von der Teerstraße ein unbefestigter steiniger Weg hinunterführt, trägt die Aufschrift ‚Treur‘ (afrikanns: Trauer) – im Flussbett liegen auch lauter schwarze Steinblöcke, das Wasser scheint an manchen Stellen schwarz zu sein – sorgt zunächst für etwas Verwirrung. Ist das nun der Blyde Canyon, oder was? Ein Blick auf die Karte zeigt, dass der Blyde weiter westlich fließt.

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Bei den ‚Bourke’s Luck Potholes‘ löst sich das Rätsel: Hier fließen die beiden Flüsse, die ‚Freude‘ und die ‚Trauer‘ zusammen, aber nicht einfach so, sondern höchst spektakulär: Jahrmillionen schufen durch Erosion, durch Steine und Sand, die durch das Wasser aufgewirbelt wurden, tiefe Auswaschungen im Gestein, eben die Potholes.

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Ein sehr rustikaler Backpacker erwartete uns. Steine und Holzbretter genügen fast für die ganze Anlage, aber alles ist wohl durchdacht: Nicht nur Sitzbänke (aus Steinen und Holzbrettern) bei jedem Camp-Site, auch in den Waschhäusern gibt Ablagen, Kleiderbügel, Haken neben der Dusche, Spiegel, Seife und Pflanzen, eine Art Farn, der einfach aus dem Steinboden und der Wand wächst. Alles da, nichts fehlt, einfachste Lösungen, alles funktioniert (was längst nicht überall der Fall ist, und schaut harmonisch aus. Das Wasser fließt gut überlegt in einer Steinrinne nach draußen. Hundertwasser hätte sich sowas auch ausdenken können – man denke nur an das Hundertwasserhaus in Wien. Allerdings fehlen hier im Backpacker natürlich seine typischen Schmuckelemente, aber von der Idee her – mir hat’s gefallen.

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Oder isses doch a weng zu rustikal?? Egal. Am nächsten Morgen geheimnisvolle Nebelmorgenstimmung und echt kalt! Gut, dass ich Handschuhe habe. Wir fahren heute nur ca. 18 km, die nächste Etappe sind dafür fast 100 bergige km. Ohne Unterkunft geht hier nix, Wildcampen unmöglich!

Weitere stimmungsvolle Szenerie unterwegs, hier ein Blick Richtung Canyon:

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und weil es so schön ist, nochmal ein Kolibri:

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Nachmittags sind wir noch drei Stunden auf einem durchaus anspruchsvollen Trail unterwegs. Fotos können die Stimmung, wie schon die ganze Zeit, nur bedingt einfangen. Hier die drei Rondavels samt See:

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Der Pfad wird immer wilder: Wir klettern über Felsen und queren mehrmals den Fluss auf mehr oder weniger wackeligen Baumstämmen. Peter nimmt zwei Holzstecken zu Hilfe, ich wate lieber gleich durch das kalte Wasser. Mehrere Wasserfälle und Felsenbecken sorgen im Sommer für Badevergnügen:

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Am Abend, im Restaurant, läuft gerade der 89 km lange Comrades-Marathon, der von Durban nach Pietermatrizburg führt. Gebannt schaue ich hin! Nach 12 Stunden ist Zielschluss, durch einen Pistolenschuss angekündigt. Ergreifende Aufnahmen, von den vielen Leuten die es gerade noch schaffen. Der glückliche letzte wird gleich interviewt. Anschließend werden nochmal die Spitzenläufer gezeigt: der schnellste Mann ist in neuer Rekordzeit von 5:18 im Ziel, die schnellste Frau in 6:25 – das ist schon was für hügelige 89 km! Diese Begeisterung und Freude, deutlich mehr als bei uns, ein Riesenvolksfest, ein Jubel! Ob ich auch mal …