Von Hauna, 850 m hoch, im fruchtbaren Honde-Valley mit seinen Obstplantagen, Hängebrücken, Teefeldern und pittoresken afrikanischen Dörfern, die sich wie im Bilderbuch an den Hängen hinziehen, fahren wir kurvenreich und mit schönen Ausblicken ins Tal auf der einen, und auf die Felswände mit den Wasserfällen des Nyanga-Nationalparks auf der anderen Seite, wieder die 30 km hinauf zur Straße, die wir zuvor hinabgerauscht sind.
Früh am Morgen ist es noch kühl und gut zu fahren. Der kleinste Gang kommt oft zum Einsatz und mit Auf und Ab summieren sich 1100 Höhenmeter um auf 1600 m Höhe zu gelangen. Kiefern mit langen Nadeln und andere Bäume bestimmen jetzt das Bild. Ganz ruhig ist es hier, eine erholsame Abwechslung zum quirligen Hondetal, wo es am Schluss doch ein bisschen zu viel des Guten mit ständigen „Hello“ und „How-are-You“-Rufen war.
Oben sind wir noch nicht: Juliasdale, der nächste Ort ist 1930 m hoch, danach geht’s mit Schwung die immer weniger werdenden Gegenanstiege hinauf und immer mehr hinab, denn es fällt ins 1720 m „tief“ gelegene Nyanga hinunter. Das macht Spaß und flitzt zum Tagesabschluss! Berge und rund geschliffene Felsen bestimmen hier das Bild. Am Ende misst Peters Höhenmesser 1850 m Gesamtaufstieg, verteilt auf 78 km. Schön und abwechslungsreich war’s, dazu das Gefühl was geschafft zu haben.
Wasserfälle gibt es viele im Nyanga-Nationalpark. Für Radler, über eine 6 km lange wilde Piste, relativ leicht erreichbar sind die Nyangombe Falls.
Über steile große und kleine Felsen stürzt der Fluss in zwei Kaskaden fast 30 m tief in ein großes Wasserbecken und fließt unten scheinbar bergauf weiter, natürlich eine optische Täuschung!
Im Rhodes Nyanga Hotel ist im ehemaligen Pferdestall ein kleines Museum untergebracht. Die Möbel aus Rhodes Nachlass, Fotos und alte Landkarten, Kutsche und Wagen, sowie Alltagsgegenstände lassen das Leben um die vorvorige Jahrhundertwende lebendig werden. Einen mobilen Bücherständer, wie diesen hier (oder einen modernen Nachbau) können Vielleser immer gebrauchen:
Draußen blüht es wunderbar, andere Dimensionen als die Gewächse auf mancher heimischen Fensterbank. Vögel sind auch drin versteckt!
Im Nyanga-Park ist kaum jemand da. Er kostet Eintritt und der Tourismus in Simbabwe steckt noch in der Krise. 2-3 Autos am Tag stören den Radfahrer nicht und so kann man auf dem Circuit-Drive um diese Jahreszeit stundenlang herumfahren und begegnet höchstens mal einem Arbeiter. Absolute Ruhe und Einsamkeit! Die Wege, besser gesagt die Trails, erfordern ein MTB und manchmal liegen Steinbrocken drin, es geht steil runter zu einem Fluss und wieder rauf, oder der Weg ist derart abgerutscht, dass man schieben muss. Macht nichts, so sieht man mehr. Natur pur, hinter jeder Kurve neue Ausblicke.
Auch einen kleinen Sandstrand mit einem bilharziosefreien Badebecken gibt es am Nyongombe River. Das Wasser ist allerdings eiskalt. Malerisch stehen da auch runde Brotzeit-Hütten am Hang um Schatten spenden, fehlt nur der Bierkeller drunter …
Die ganze Gegend ist schon seit der Steinzeit besiedelt und reich an kulturellen Zeugnissen. Hier entstanden ab dem 16. Jh. auch sogenannte Pit Structures, die man in dieser Gegend zu Tausenden gefunden hat. Mannshohe Gruben von ca. 6 m Durchmesser, ausgekleidet mit Steinwänden, waren durch einen unterirdischen Gang mit den Wohnhütten verbunden und verfügten über eine Art Drainage. Waren es Zufluchtsstätten für Frauen und Kinder, Behälter zum Goldwaschen oder gar ein Fruchtbarkeitssymbol? Die Forscher rätselten. Am wahrscheinlichsten ist, dass kleine Nutztiere, wie Hühner und Ziegen abends in die Grube geschubst wurden um sie vor Dieben und Raubtieren zu schützen.
Der Weg zu den Ruinen von Fort Nyangwe, dem besterhaltensten Fort der Nyange-Kultur samt Aussicht auf die kleinen Stauseen mit reichem Forellenbestand und auf die bewaldeten Berge der Umgebung ist so zugewachsen, dass ich nicht einmal zu Fuß durchkomme, schade. Hoffentlich werden die Wege wieder besser gepflegt, damit nicht alles zuwächst.
Am Scheitelpunkt des Circuit-Drive könnte man zum höchsten Berg des Landes, dem 2993 m hoch gelegenen Mount Inyangani wandern und das zuvor besuchte Honde-Valley auf der anderen Seite von oben betrachten, aber dazu reicht die Zeit nicht. Auch die höchsten Wasserfälle, die in dieses Tal über eine steile Abbruchkante hinabstürzen sind Dutzende von Kilometern entfernt und müssen für einen eventuellen späteren Besuch, bei dem man im Park übernachtet, warten, ebenso die einsame Weiterfahrt nach Troutbeck, die Ziwa-Ruins u.v.m.
Spätnachmittagsstimmung zum Abschluss:
Auch Nyanga war ein Abstecher. Am nächsten Tag geht’s wieder rauf nach Juliasdale und weiter durch die grandiose Berglandschaft in Simbabwes Osten. Mehr Affen als Autos sind hier unterwegs:
Und auch sonst geht alles seinen gewohnten Gang:
Die Köchin kocht (wo sie wohl das T-Shirt herhat?), die Männer trinken Chibuku …
Wir verlassen die Teerstraße, nicht wegen der Affen, sondern wegen Dianas Vow. Ca. 14 km recht gut befahrbare Sandpiste stehen uns bevor: F!ussquerungen und Ochsenkarren sind hier keine Seltenheit:
Dianas Vow gilt als bedeutendste Felsmalerei Simbabwes. „Vow“ heißt Gelübe. Der leidenschaftliche Jäger Rhys Fairbridge soll einmal, so die Legende, unbewaffnet im Busch einem prächtigen Kudubullen begegnet sein und gelobt haben, nie wieder ohne Schusswaffe aus dem Haus zu gehen.
Die Zeichnungen haben eine eigenwilige Austrahlung. Es ist viel übereinander gemalt. Um eine Riesengestalt mit Antilopenmaske reihen sich unzählige Menschen und Tiere. Es könnte ein Regenmythos sein mit der Riesengestalt als Regenzauberer, denn auch Wasserbeutel und Wasservögel fanden Forscher auf dem Bild. Ein Freudentanz wegen einsetzendem Regen?
Da der nächste Ort zu weit weg ist, fragen wir in einem Dorf in der Pampa ob wir hier zelten dürfen. „No problem“, meint einer Jungs und holt den Besitzer des Weidegeländes. Auch die anderen schauen neugierig herüber. Am Morgen hat man uns erzählt, dass das Fussballspiel Italien – Deutschland heute wäre und die haben hier sogar einen Fernseher! Na sowas, das wird interessant.
Streusiedlungen gehören noch zu diesen Dorfmittelpunkt, eine Bar gibt‘ s auch. Der kleine Fernseher steht allerdings hinter Gittern (alle Bars hierzulande sind eingittert). Erwartungsvoll werden schon mal Wetten abgeschlossen – der eine Afrikaner ist bekennender Italien-Fan… Beim Anpfiff stellt sich dann heraus, dass das Spiel doch erst zwei Tage später ist…