Zur Grenze und drüber hinaus

Radschlauch hat dicht gehalten und die Maschine flitzt mindestens ebenso gut wie vorher, wenn auch die Gänge manchmal nicht ganz ruckelfrei mögen. Vielleicht müsste der Umwerfer justiert werden? Aber wie das so ist im Leben, wenn was nicht ganz schlimm und nicht ganz notwendig ist, schiebt mann oder frau sowas auf … und außerdem ist heute mal wieder der Blog dran!
Weil, wie gesagt, die Maschine wieder wunderbar flitzt und an diesem Tag der Wind meistens von hinten kam, das Streckenprofil ideal, die Straße dann noch so glatt wie ein Kinderpopo wurde und nicht allzu viele geöffnete Bars zu Bierpausen und Plausch samt Photoshoting mit allerbestens gelaunten Botswanern einluden, wurden aus den geplanten 120 km sogar 135. Ein kleines Dorf namens Tati versprach eine Lodge mit Camp Site und ließ uns 15 km über das Ziel hinaus schießen.
Zuvor wurde Peter noch zum Radiointerview gebeten. Ein flottes Team sah uns, überholte uns und bremste das ebenso flotte Auto des duma FM (näheres unter www.dumafm.co.bw) vor uns ab, drei junge Menschen entstiegen und schwuppdiwupp hatte Peter das Mikro unter der Nase und stand fachkundig Rede und Antwort. Ob wir das auch bekommen könnten? Peter ließ seine Karte da …  mal sehen, ob was kommt, oder findet es jemand heraus?

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Tati, etwas abseits der Hauptstraße gelegen, entpuppte sich dann als gar nicht so kleines Dorf. Am späten Nachmittag ist gerade die Schule aus und hunderte von Teenagern bevölkerten die Dorfstraßen und machen Faxen, Hallo und Trallala, wie halt so ist nach Schulschluss. Da hilft nur die Hupe, um sich einigermaßen ein Durchkommen zu verschaffen und dass uns keiner plötzlich vor die Räder hüpft. Zwei Weiße auf Fahrrädern …
Die Lodge, im afrikanischen Stil erbaut, mit typischem Innenhof, um den die einfachen aber wohnlichen Zimmer gruppiert sind, schmückt auch ein Brunnen, vor dem die freundliche, etwas schüchterne Rezeptionsdame unbedingt fotografiert werden wollte.

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Sie haben das Ganze erst vor kurzem erworben und neu renoviert. Wie überall bisher auf unserer Reise sind die festen Unterkünfte meist um die 20 € pro Zimmer (zu zweit) zu haben, da lohnt sich das Zeltaufstellen nicht sehr. Außerdem kann man seine Sachen einsperren, hat Strom und Licht, kann in Ruhe schreiben, oft gibts auch einen Wasserkocher samt Tassen etc.
Verwirrend ist die Anzahl der Bars hier. Guckt man vorne aus dem Fenster, ist eine, hinten ebenso, fast gleich aussehend. Drum herum mindestens nochmal vier oder fünf. Bestes Rindfleisch ist bei mehreren Dorfmetzgern für drei Euro pro kg zu haben, aus Weidetierhaltung wohlgemerkt, was bei uns bester Bioqualität entsprechen würde. Die Tiere grasen überall in dem weiten Land und versorgen sich selbst. Kühe gibt es hier kaum, die müsste man melken. Käse gibt es demnach selten und wenn, dann ist er teuer und höchstens vergleichbar mit dem billigen Gouda bei uns.
Weiter gehts am nächsten Tag nach Francistown, der zweitgrößten Stadt Botswanas, mit ca. 100.000 Einwohnern.
1868 wurde hier Gold gefunden, ab 1897 entstand die heutige Stadt, die bis 1966 auch das Versorgungszentrum für weitere Goldminen in der Region war. Heute floriert neben der Bekleidungs-, Schuh-, Keramik- und Chemieindustrie vor allem auch das Transportgewerbe, denn die Stadt ist Umschlagplatz für den Handel mit Simbabwe und Sambia (siehe: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Francistown).
Die Mall in der Innenstadt ist neu und modern als Fußgängerzone gestaltet – die Autos bleiben draußen. Schön ein bisschen auf den Bänken zu verweilen und ein paar Einkäufe zu erledigen. Nur ein Straßencafé hätte ich mir wieder mal gewünscht.

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Dafür setzt sich eine Dame neben mich und erzählt mir, sie komme aus Lusaka und sei hierher mit dem Bus zum Einkaufen gekommen! Nanu, das sind ja hunderte von Kilometern! Ja, man steige in Sambia spät abends ein, schlafe die Nacht über im Bus und komme dann, bei Buswechsel an der Grenze Sambia-Botswana, in der Früh hier an. Anliegerstaaten kosten ja keine Visa-Gebühren. Hier könne man viel besser einkaufen! Mit Peter unterhält sich derweil ein sehr belesener Lehrer, weiß einiges über Europa, will wissen was Pegida denn nun genau wäre – nein, keine Partei …
Weiter gehts. Kurz vor der Grenze schlagen wir unsere Zelte in einer Lodge zwischen Hühnern auf, am nächsten Tag erwartet uns Simbabwe. Laut Reiseführer sind die Unterkünfte dort sehr teuer, einer erzählte uns in Südafrika gar was von no fuel, no food. Fuel, also Benzin brauchen wir ja nicht, aber food als fuel durchaus. Unsere Packtaschen sind voll davon. Mal sehen …
Buntes Treiben dann vor der Grenze zwischen Ramokgwebana und Plumtree. Garküchen bieten Chicken, Pap und Tea, gut um nochmal was zu essen und die restlichen Pula loszuwerden. Es schmeckt, zuvor wird mir noch eine Schüssel zum Händewaschen gebracht, den Stuhl stelle ich neben das Fahrrad, worauf ich fürsorglich noch ein Tablett für das Essen und den Tee bekomme.
Recht entspannt das Ganze, auch an den beiden Grenzübergängen problemlos. Statt erwarteter 50-55 Dollar Visagebühr nimmt man uns nur 30 ab ;-))
Bei Beruf auf keinen Fall was von Autorin oder ähnliches reinschreiben, das ist immer schlecht. Also IT-Assistentin, stimmt ja auch. Wir sind drüben! Nach kurzer Fahrt noch ein längerer Stopp in Plumtree, denn wir brauchen neue SIM-Cards zur Kommunikation. Dauert. Ohne Registrierung und Passkopie geht, wie auch in Südafrika, nichts. Eine Übernachtungsadresse muss her. Bis zum 60 km entfernten Figtree wollen wir heute noch, ein Hotel soll es dort geben, wird auch akzeptiert. Aber die Telefonnummer wollen sie auch noch wissen … der Compi fordert’s, das Mädchen löst das Problem irgendwie und um 12.30 können wir endlich weiterfahren. Pause bei der Bar, Bier gibts, dazu volle Regale in den Läden und geöffnete Tankstellen. An der Straße steht Jürgen, ein eingewanderter Deutscher und erzählt uns einiges. Ja, hier wäre fast alles zu bekommen, auch (max. 50) Dollars aus den Automaten. Schlimmer sei die Situation in der Hauptstadt Harare, weiter oben im Norden des Landes, wo auch die Deutsche Botschaft sitzt. Deshalb, so unsere Vermutung, die unveränderten Warnungen des Auswärtigen Amtes. Wir werden sehen, zuerst aber wollen wir, nach dem Besuch des Matobo-Nationalparks unterhalb von Bulawajo, in den gebirgigen Osten.
Alles gut!? Fast. Peter erwischt es. Reifenpanne. Ein dicker Glassplitter. Er schickt mich voraus zum unbekannten Hotel in Figtree. Keine Ahnung was es kostet. Zuerst gerate ich in eine Art Saturday-Night-Fieber Open-Air-Disco oder Fest oder was. Die Musik ist afrikanisch laut, die Leute fröhlich. Volle Teller, Getränke … Das Hotel ist einen halben km weiter. Überaus freundlicher Empfang. Was es kostet? 20 Dollar. Ob das ok wäre. Für zwei Personen? Ja.
Na sowas, nix teuer ;-))
Schnell bezahlt, Gepäck ins Zimmer, nach Peter geschaut. Da kommt er schon! 25 km alle 2 km Reifen aufgepumpt, zuvor Pannenflüssigkeit rein. Pumpen und fahren und pumpen … endlich, die letzten 6 km bleibt die Luft drin und hält immer noch!!
Zum Abschluss noch: Begegnung auf der Straße im Abendlicht:

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Tot oder lebendig. Peter sagt: Vorsicht, die ist gefährlich! Lebt sie überhaupt? Sie rührt sich nicht. Wie das Krokodil damals … Schnell ein Foto und noch eines …
Als ich ein Stück weg bin, kriecht sie langsamst weiter: eine Puffotter, ähnlich unserer Kreuzotter …

Herausoperiert

Was? Ein knapp 7mm langes Stichelstachel aus meinem Mantel, dem vom Fahrrad natürlich. Von innen, denn von außen war es nicht mehr zu sehen! Luftverlust ist nicht lustig, auch wenn es so langsam geht, dass man mit einmal Aufpumpen das Quartier locker noch erreicht. Schwalbereifen sind widerstandsfähig gegen fast alles, aber machtlos gegen die gemeinen dünnen Drähte zerfetzter LKW-Reifen, die zuhauf am Straßenrand liegen. Peter hatte bisher 25 Platten und 22 gehen auf das „Drahtkonto“.
Also Reifen runter und von innen den Mantel sorgfältigst mit dem Finger abfahren …autsch, da war das Ding auch schon. Eine Zange muss her, aber keinesfalls den Draht versehentlich abzwicken und schön langsam rausziehen. So, dann das Loch flicken, Kaffeepause ;-)) Rad wieder rein fertig!? Nee, die Schaltung rasselt wie der Teufel, rack, rack, ruck, ruck, ratsch ratsch. Fahrradmechaniker müsste frau sein. Rumprobiert, Anleitung her, Schaltzug nachgespannt, H-Schraube und L-Schraube justiert nach allen Regeln der Kunst. Hat etwas gedauert, wie alles was man zum ersten Mal macht. Mal sehen, ob die Maschine morgen wieder flitzt.

Die Tour heute war schön, aber vergleichsweise unspektakulär. Abwechslungsreiche Landschaft mit Büschen, Bäumen, Felsen Rindviechern (Kühe gibt es weniger), Ziegen, freundlichen Menschen und eine „Bar“ für die Mittagspause erfreuten uns. Die „Bar“ heißt so, weil hier Alkohol verkauft werden darf, ansonsten gibt es hier Softdrinks, Kekse und ähnliches, aber leider keinen Kaffee. Also Bier und Rotwein auf der Bank vor dem Laden. Selbstverständlich ist das in Botswana nicht, dass es auf einer über 80 km langen Tour sowas gibt, denn es verteilen sich auf 581.730 Quadratkilometern nur gut 2 Millionen Menschen.
Der südliche Nordostzipfel unserer Tour ist noch die bevölkerungsreichste Ecke. Peter fuhr bei seiner letzten Radreise durch Botswana im obersten Nordosten. Da gab es 170 km nichts, es ging immer nur stur geradeaus (selbst auf der Landkarte ist die Straße einfach ein langer fast gerader Strich ohne Kurven). Täler und Hügel fehlen, der größte Ort ist  Nata mit 300 Einwohnern …
Von Bobonong bis Selebi Phikwe, einer Bergbaustadt (Kupfer und Nickel, erst 1967 entdeckt) im Nordosten Botswanas mit knapp 50.000 Einwohnern war es mit 82 km eine kürzere Tagesetappe, aber dann kommt lange keine Übernachtungsmöglichkeit, so dass es morgen wohl über 120 km werden, hoffentlich ohne Stichelstachel.

There are lions in this area!

Das sagt mir ein wie aus dem Werbeprospekt eingekleideter Fahrer eines ebenso hochglänzten Pick-Ups, bestimmt kein Einheimischer, sondern ein Gast einer der teuren Lodges hier in Botswana, ein gutes Stück nach der Grenze, wobei er mich auf der Sandpiste überholt und kurz neben mir anhält…

Doch erst mal der Reihe nach.
Tags zuvor sind wir nicht über die stark frequentierte Grenze von Musina nach Simbabwe eingereist, sondern haben den ruhigeren und schöneren Weg vor der Grenze nach Westen gewählt, um erst durch den Nordosten von Botswana zu fahren.
Radfahrers Traum! Eine kaum befahrene Straße in abwechslungsreicher schöner Landschaft, dazu starker Rückenwind, der erste richtige auf dieser Reise, weht uns fast mühelos dahin. Wir fliegen und halten nur mal bei den zahlreichen dicken Baobabs hier an. Manche sehen aus wie Zwillinge und sind doch nur einer. Ein Mensch verschwindet fast drin:

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Sieht der Baum nicht auch ein bisschen wie ein Elefant aus??
Kleines Schildchen am Straßenrand: Die nächsten 16 km sei mit Läufern und Radfahrern zu rechnen. Eine Lauf- und Radstrecke zwischen zwei Lodges! Das gefällt mir doch gleich viel besser als „Radfahren verboten“ oder so!
Wunderbar alles! Gut 115 km heute zu fahren, bei dem Wind aus der richtigen Richtung auf bester Teerstraße kein Problem.

Nahe der Grenze wollen wir zelten, der Campingplatz ist schon ausgesucht. Nach 72 km kommt das Main Gate zum zugehörigen Naturreservat und wir werden angehalten. Tja, alles nicht so einfach, erklärt uns der freundliche Herr:
1. Wenn wir da zelten wollen, müssen wir hier buchen, 40 km vorher! Und 2. dürfen wir mit den Fahrrädern gar nicht rein in den Park! Zu gefährlich! Man kann schon ab hier die schönere Nebenstrecke wählen und auf der 35 km langen Zufahrt die Safari genießen, aber nur im Auto. Oder man fährt die Straße weiter und biegt einen km vor der Grenze ab und kommt von dort nach 7 km hin. Die letzten 2 km zum Camp dürfen wir aber auch nicht einfach so fahren, aber da biete sich als Lösung eine Eskorte an. Nun gut, das machen wir!

Ja, und 3. meint unser Informant, wenn wir dann bei Pont Drift nach Botswana einreisen, da ist wieder ein Naturreservat und er wisse nicht, ob wir da fahren dürfen. Die anderen Leute wussten es auch nicht genauer.  Hhhhmm, was dann zu tun sei, umkehren oder mindestens 100 km Umweg, diese Diskussion verschieben wir auf den Abend.
Die Eskorte steht wie vereinbart bereit. Ein Fahrer und einer mit einer scharfen Knarre, der hinten auf dem Pick-Up fährt und im Notfall … Zebras sind da, einige Duiker und am nächsten Morgen auch ein Gnu, das zwar gefährlich ausschaut, aber normalerweise den Menschen nichts tut. Die kleine Buschschweine sind ulkig anzusehen! Um das Camp herum ist ein Elektrozaun, alles tiptop abgesichert in Südafrika! Ein Schild warnt vor den Affen. Die turnen auch tatsächlich auf dem Baum über unserem Platz herum und werfen eichelähnliche Früchte auf die Zelte. Peng, peng! Schöne blauschwarz schillernde Vögel wagen sich nah ans Zelt und picken verstreute Haferflocken auf:

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Auch die Red Duiker staksen vorsichtig in der Dämmerung herum:

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Der nächste Tag wird spannend!
Dürfen wir nun wie geplant fahren? Und ist es nun echt gefährlich oder nicht so? Die Tiere weichen den Menschen normalerweise aus.
Der Grenzübertritt ist völlig problem- und kostenlos: Formular aufgefüllt, Stempel rein, bei Peter platzsparend auf einer schon fast vollgestempelten Seite. Botswana ist sein 39. Land auf dieser Weltumradlung, sein Pass zwar schon mit deutlich mehr Seiten ausgestattet als ein normaler, aber es kommt ja noch viel!
Nach der Grenze Sandpiste mit bestem feinsten Afrikasand. Tja, eigentlich sollte laut Karte da ein geteerter Weg sein! Fahren geht bedingt, aber oft müssen wir absteigen. Rechts und links keine Zäune, ein paar ungefährliche Tiere lassen sich blicken. Leute aus den Autos winken, einer hält den Daumen hoch. Keiner sagt, es sei gefährlich oder warnt irgendwie.
Das ist Botswana! Welch ein Unterschied zu Südafrika! Die knapp 2 km zum Camp durften wir nicht ohne bewaffnete Begleitung fahren, hier sind Dutzende von Kilometern die gleichen wilden Tiere unterwegs!
Die Piste wird besser. Zwar immer wieder „Wellblechgehopper“ aber selten tiefer Sand. wir kommen recht gut voran. In der Mittagshitze lassen sich kaum Tiere blicken. Wir fahren, ab und zu ein Foto. Peter ist ein Stück voraus, da hält mich dieser Typ an: „There are lions in this area!!! Dabei fletscht er mit den Zähnen, formt die Finger zu Krallen, deutet auf das Gebüsch und macht „grrrrrrr“… , so dass man meinen könnte der Löwenkönig höchpersönlich springe im nächsten Moment aus dem Busch und … Ich schaue erschreckt, er nickt und gibt Gas und weg ist er.
Hhhhmm, once in a lifetime … Ob das auch zu den hundert oder tausend Dingen gehört, die man mal getan haben muss? Vom oder von Löwen verfolgt durch Botswana radeln?? Wie groß ist die Gefahr wirklich? Ich fahre weiter. Aufmerksam und etwas bedächtig.  Was soll ich auch sonst machen?
Peter erzählte mir, vor Löwen habe er weniger Angst als vor Elefanten oder gar Kaffernbüffeln. Löwen jagen auch nicht unbedingt um die Mittagszeit. Menschen werden eher selten angegriffen. Nachzulesen ist auch, das man bei einer Begegnung auf keine Fall wegrennen, weder den Löwen anstarren noch in die Augen schauen, keine Angst oder Aggression zeigen, sondern langsam den Rückzug antreten soll.
Ein zotteliges Gnu habe ich vorhin gerade noch mit der Kamera hoch oben am Hang erwischt. Wenn der Löwe kommt … nee, sorry, kein Foto! Peter wartet ein Stück weiter vorne. Ihm hat der Typ nix von Löwen erzählt. Wir fahren weiter. Keine Löwen, keine Elefanten, keine Büffel oder sonstwas gefährliches ;-))
Die meisten Flüsse sind trocken um diese Jahreszeit. In einem einzigen Flussbett ist etwas Wasser, die Tiere sammeln sich drumrum:

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Markante Felsformationen faszinieren auch:

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Nach 55 km zeitraubendem Herumgeeiere auf Schotter und Sand geht’s endlich auf Asphalt weiter nach Bobonong. Ein paar Baustellen bremsen noch, aber wir schaffen die insgesamt 116 km noch vor 17 Uhr. Bobonong ist mit 17.000 Einwohnern ein größerer Ort, im dünn besiedelten Botswana, eigentlich mehr eine Streusiedlung mit einer Mall, d.h. einem Marktplatz als Zentrum, eigentlich nur ein großer Platz mit Straßenhändlern, einer Post, einem Geldautomaten und ein paar Geschäften drumrum und einer Bar, in der auch Bier und Wein und sonstiges alkoholhaltiges verkauft werden, denn in Lebensmittelläden gibt’s hierzulande sowas nicht. Ein paar Männer spielen da  Karten, ein Typ kauft, wie hier üblich, zwei einzelne Zigaretten. Die Verkäuferinnen sitzen abgesichert hinter Gittern. Die Botswaner sind warm angezogen: Wintermantel und -jacken, Mütze oder Hut auf dem Kopf uns wär das viel zu heiß. Daddelmusik spielt. Wir genehmigen uns zur gelungenen Tagestour erstmal ein Bier und nehmen noch was mit ins Quartier.

Botswana! Der Wahn ;-)) Was kommt morgen?

Fahrzeuge

…um zu reisen, durch Afrika beispielsweise. Ein französisches Expeditionsfahrzeug, etwas größer, kompakter, höher als die hierzulande meist gebrauchten Pick-Ups, haben wir in Graskop gesehen. Die Franzosen sind tatsächlich auf dem Landweg von ihrem eigenen Land hierher gefahren. Es geht auch um ein mehrfaches größer und noch ein bisschen weiter. Wie wär’s mit diesem Fahrzeug hier? Es stand mir nichts dir nichts kurz vor unserer Backpacker-Hütte:

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So was kauft man heutzutage im Internet. Es ist ein umgebautes Feuerwehrauto, das da fünf Personen für ein Jahr zu ihrem „Mobile Home“ erkoren haben. Im Unterschied zu den amerikanischen Mobile Homes fährt es aber selbst. Drei schulpflichtige Kinder turnen davor auf der Wiese herum. Nanu, das Ding hat ja ein deutsches Kennzeichen! Sind die etwa … „Nein, aber wir wollen damit durch ganz Afrika zurückfahren“. Und wie kommt es hierher? “ Mit dem Schiff“ war die promte Antwort. Den Schulunterricht machen die Eltern. Jobpause  für ein Jahr voller Abenteuer! Wunderbar! Ob mich jetzt meine Kinder fragen, warum wir mit Ihnen nicht so was gemacht haben??

Am Nachmittag habe ich noch Zeit für die 20 km entfernten Debengeni Falls. Die Wasserfälle des Ramdipa River ergießen sich zwischen Urwaldslandschaft von hoch oben in ein geräumiges tiefes Felsbecken. Baden ist erlaubt, aber sehr gefährlich! Ich hab’s nicht ausprobiert.

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Jenseits davon, etwas tiefer unten, kann man auf den nunmehr flachgeneigten, nur teilweise von Wasser überfluteten Felsplatten herumspazieren und die eindrucksvolle Szenerie genießen. Wie immer hier kostet ein solcher Platz hier eine geringe Eintrittsgebühr (60 Eurocent). Dafür gibt’s viele Grillplätze auf dem weitläufigen Gelände.

Am nächsten Tag sind 125 km bis Luis Trichardt zu bewältigen, bei unbekanntem Geländeprofil. Wir starten kurz nach sieben, denn um 17 Uhr wird es ja, das ist nichts Neues, schon wieder dunkel! 10 Stunden Tageslicht nur. Nix zu machen, das ist der Preis für den angenehmen Winter hier. Es geht rauf und rauf und kaum runter, wir kommen nur langsam vorwärts. Hochrechnungen? Hhhmmm, das könnte eng werden.
Ein flotteres Stücke bis km 49 lässt hoffen und ich will Gas geben, um die 50 vollzumachen. Nix da! Schalten, schalten, schalten und zwar runter! Der Berg grinst. Er will bezwungen sein. Ha, dich hab ich gleich! Aber, immer nach der nächsten Kurve, stetig und gleichmäßig, zeigt er wo’s lang geht! Immer nochmal nach oben! Bei km 60 spielt er immer noch mit uns … Weiterfahren und Wasser trinken. Heiße Mittagssonne. Km 61! Der Berg gibt endlich auf, wir sind oben ;-))
Zur Belohnung geht’s nicht gleich steil wieder runter, sondern langsam, gemäßigt. Rollen lassen, bremsen unnötig, volle Ausnutzung der erkämpften Höhenmeter. Die kleinen Hügel dazwischen werden mit Schwung genommen, ein Fest für den Radfahrer.
Immer mehr Autofahrer hupen freundschaftlich. Wir winken lachend. Geladen haben sie hintendrauf MTBs oder Rennräder! Aha, das Race am Wochenende, von dem man uns erzählt hat. Wieder mal hält ein Polizist uns an. Die üblichen Fragen nach dem Woher und Wohin, und ob wir auch am Rennen teilnähmen?

Da überholt uns ein Auto und hält vor uns auf dem Seitenstreifen. Peter sagt: „Das nächste Interview.“
Eine freundliche Frau steigt aus, ebenso ein neugieriger Bub, ein zweiter lugt aus dem Fenster. Sie wisse einen schönen Campingplatz in Louis Trichardt, genau da wo das Rennen ist. Ob wir den kennen? Da könnten wir viele Biker treffen und uns austauschen. Das ist ein willkommener Tipp! Wir unterhalten uns ein bisschen. Dann sagt sie, hhhmmm, der Platz sei bestimmt überfüllt, wir sollen doch zu ihrem Haus kommen, just unterhalb des Campingplatzes, 5 km hinter der Stadt, den Berg rauf … bis später dann!

Klar, dass wir uns freuen! Ok, nochmal 5 zusätzliche km in Serpentinen bergauf, gerne! Da ist die Grundstückszufahrt. Wir sind da? Fast! Mehrere 100 m lange Grundstuckszufahrten auf ruppingem Boden sind hier keine Seltenheit. Und diese hier geht rauf, steil, gerade so schiebbar durch großzügige Gartenanlagen. Wie viele Quadradmeter das wohl sein mögen? Reichen 5.000 oder 10.000? Oben steht die Familie und beglückwünscht uns! Gleich ein kühles Bier für uns, oder lieber Wein? Ein großzügiges großes Haus! Reichen 300 Wohnfläche? Die ganze Familie ist da und ein Freund, der morgen das Rennradrennen fährt. Der Sohn ist am Sonntag dran: MTB für den Nachwuchs. Angeregte Gespräche am offenen Kamin, der Hausherr schenkt nach. Lasagne wartet…

Wo wir in Deutschland wohnen? Die meisten Leute, die wir gesprochen haben, kennen Frankfurt oder Düsseldorf oder so. Bayern? Mit Franken fangen wir erst gar nicht an. Da sagt Sarah: Nuremberg?! Ja klar, very near us!!
Sarah kommt jedes Jahr zur Biofach Mitte Februar! Sie ist Managerin für gesunde Produkte, die der Baobab Tree (der Affenbrotbaum) abwirft! Die Blätter werden verwertet, auch die Früchte. 200 Jahre braucht es, bis er welche trägt! Ein Naturschutzprogramm braucht es zum Erhalt dieser wunderbaren Bäume, deren es viele in der Gegend gibt.

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Wir sehen uns nächsten Februar bei mir! (Peter ist da natürlich noch unterwegs). Sarah freut sich schon auf Eisbein, Fränkische Bratwörscht, Schäuferla, die vielen Biersorten und einer schönen Wanderung dazu! Ob man im Februar Radfahren könne?? Der deutsche Winter sei doch sooooo kalt. Nun ja, kommt ein bisschen auf’s Wetter an. Kurze Strecken gehen fast immer. Bin schon gespannt!

Wir müssen am nächsten Tag weiter, erstmal noch weiter den Berg rauf, über die Soutpansberge. Oben an höchster Stelle ein Verpflegungsstand. Auch ich, obwohl kein Teilnehmer am Race, bekomme Bananen und Gummibärchen gegen ein kurzes Interview angeboten. Beifall, Winken, Weiterfahren. Die 86 km bis Musina, dem Grenzort zu Simbabwe vergehen flott wie im Flug Es ist tatsächlich ‚flat‘ , flach mit ein paar Hügeln, im Schwung zu nehmen.

Eine Backpackerlodge samt großer Küche, Schwimmingpool und Palmengarten nimmt uns auf, so schön und zum absoluten Hammerpreis von 12 € pro Nacht und Zimmer, dass wir heute noch hierbleiben zur Routenplanung, um Fotos auszutauschen und zu sichern…

Morgen geht es nach Westen in die Prärie, entlang der Grenze nach Botswana. Trinkwasser für mehrere Tage ist mitzunehmen, Essen sowieso, denn es wird kaum mal einen Laden geben. Dann nach Norden, über die Grenze nach Botswana. Mal sehen, wie es dort ist …
(Der nächste Blogbeitrag kann etwas dauern …)

Vom Berg Rand zum Bergrand

Unverändert die Situation in Simbabwe: Nach wie vor sind keine Dollars, die offizielle Währung dort, zu haben. Mittlerweile haben wir den besagten Berg Rand für unsere vier Wochen Aufenthalt beieinander, etappen- und tageweise den Visa-Geldautomaten abgetrotzt. Auf dem Weg zur Grenze kommt nur noch ein Ort, wo man Dollars bekommen könnte, in Frage, denn der Grenzort selbst ist zu spät und zu unsicher. In Tzaneen, dem wirtschaftliche Zentrum des Bezirkes, müssen wir alles dransetzen oder einen großen Umweg fahren. Die Berge (!) um Tzaneen sind bis zum Rand ;-)) überzogen mit Teeplantagen, denn der fruchtbare Boden und das subtropische Klima lassen Avocados, Mangos, Kiwis, Orangen und hoffentlich auch Dollars gedeihen.
Schön ist der Weg vom Blyde River Resort, wo wir nach dem Besuch des Blyde River Canyon vom 29. zum 30.5. nächtigten, dorthin: Flott geht’s in der malerischen Gebirgsszenerie bergab, dann ebenso schön wieder rauf, auf einen echten Alpenpass! Jawohl „Alpenpass“! Das mag sich schwer anhören, aber es geht die paar hundert Höhenmeter mit Kurven in gemäßigter Steigung einfach nur rauf, nur rauf, nicht zigmal wieder runter dazwischen. Ein Genuss, nicht ganz unanstrengend zwar, aber eine echte Erholung zu den heiß erkämpften Auf- und Ab- Höhensteigerungen vergangener Tage.
Schnell sind wir oben am Abel-Erasmus-Pass und auch das groß angekündigte Tunnel hat einen Namen: „J.G. Strijdom-Tunnel“, dazu eine Kunsthandwerkseinkaufsmeile davor (und auch danach), sowie eine Gedenktafel. Dies alles lässt mich anhalten, die Sonnenbrille abnehmen, das Licht einschalten um diesen Wunder-was-für-ein-Tunnel gebührend zu begegnen. Aber kaum biegt man um die Kurve und guckt, tiefe Finsternis erwartend, hinein, da guckt man durch’s anderen Ende auch schon wieder hinaus! Ist das Ding überhaupt 100 m lang? In den Alpen würde man es wohl kaum wahrnehmen und benennen … Also lächerlich kurz hindurch und leicht schwebend den Berg hinab. Die Landschaft ist aber so schön, dass ich mehrmals am Bergrand (!) anhalte und gucke und schaue: Hinter jeder Kurve ein anderer Anblick: Wasserfälle und Felsszenerien unterschiedlichster Gesteinsarten. Am auffallendsten sind rot-grün geschichtet gemaserte hohe Felsberge, die ein besonderes Phänomen aufweisen: Wenn die Sonne unter Mittag draufknallt, schauen sie grün (mit etwas weiß-grau) aus:

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Im Abend-, besonders aber im Morgenlicht überwiegt scheinbar der Rotanteil: Sie leuchten wunderschön tiefkräftig rot, in einem besonderen Afrikarot, nicht mit unseren Alpenglühen zu vergleichen. Unten an der tiefsten Stelle beziehen wir Quartier und ich sehe es staunend am nächsten Morgen.
Gemäßigt hinauf geht’s am nächsten Tag dann flott hinunter. Mitten in der Prärie taucht überraschend eine Poststation mit hunderten von Schließfächern auf (es gibt keine Hausbriefkästen wie bei uns), dazu ein Bankautomat, Geschäfte aller Art – und mittendrin als sozialer Treffpunkt der ganzen Gegend (das dazugehörige Dorf haben wir aber nicht gesehen nur die Infrastruktur, seltsam) ein kleiner Obst- und Gemüsemarkt samt Garküche mit großen Töpfen über offenem Feuer. Es gibt überall das Gleiche: Chicken vom Grill oder Beef mit Soße aus dem Topf, dazu Kohl und Pap. Pap pappt und ist Maisbrei, ganz weiß, eigentlich geschmacklos, dennoch recht gut schmeckend. Ich probiere Beef samt Beilagen. Soßiges kommt auf den einen Teller, der trockene Pap auf den anderen. Eine Gabel?? Auf meine Frage hin bekomme ich eine Handbewegung als Antwort! Kein Besteck! Man nehme ein Stück des trockenen pappigen Paps und damit die feuchten Sachen, also Fleisch und Kraut, auf. Und was sollen Schüssel Wasser, Lappen und Seifenpulvertütchen auf dem Tisch? Hat das jemand nach dem Tisch abwischen stehen lassen? Ach Quatsch! Händewaschen, einmal vor dem Essen, einmal danach! Trotzdem esse ich lieber mit meinem Besteck.

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Hier fange allmählich das echte Afrika, jenseits von Südafrika, an, sagt Peter. Läden gebe es weiter nördlich später kaum noch, allenfalls einfache landwirtschaftliche Erzeugnisse und eben die Garküchen mit einfachen Gerichten und immer weniger Fleisch.
Wir fahren weiter, bald ändert sich die Landschaft: Die Berge machen zunehmend großen Obstfarmen Platz, dann folgen zig Kilometer menschenleer scheinendes  eingezäuntes Land: Der Norden Südafrikas ist die Gegend der zahllosen luxuriösen (und teuren) Private-Game-Reserves (nb. „Game“ bedeutet Wild).
Bald sind die Berge endgültig weg, mehr und mehr Verkehr kündigt Tzaneen an. Wir stürmen dort gleich die erste Bank, um das Tauschgeschäft möglichst schnell einzuleiten. Eine Stunde vergeht. Dollar? Haben wir nicht, dauert eine Woche … hhhmmm … die nächste Bank, dauert wieder –  nee wir sind nicht die Hauptstelle, da müssen sie da und da hin … aber inzwischen ist Geschäftsschluss.
Der Bezug unserer Backpacker-Lodge ist eine Erholung, eine grüne Oase, etwas außerhalb. Originell: Die bestens funktionierende Dusche befindet sich, ans überdachte Bad anschließend, unter freiem Sternenhimmel. Das abfließende Duschwasser gießt den Farn und andere üppig wachsenden Pflanzen, Lüften ist kein Thema und der deutlich sichtbare Mars schaut von oben zu!
Am nächsten Morgen lassen wir unsere Räder sicher verwahrt ein- und abgeschlossen in der Hütte stehen und marschieren in die Stadt. Die dritte Bank ist an der Reihe: Dollar, hhhmmm, können wir besorgen, dauert zwei Wochen … Also weiter, die Hauptstelle der Fnb. Lange Schlangen, Monatserster … Wir erwischen einen sehr hilfsbereiten Menschen: Ja, es wäre möglich, bis morgen früh um 8.30 Uhr könnten wir Dollars haben und diese als Ausländer anscheinend auch bekommen. Wir geben die Bestellung auf!
Nun ja, wie sehr soll das Publikum denn leiden? Muss es leiden müssen? Einen Kommentar zu Sabines schönem Berg Rand / Bergrand – Kommentar habe ich schon geschrieben. Ein freundlicher hilfsbereiter Mensch erwartet uns am nächsten Morgen mit den Dollars. Ein sturer Computer mag nicht. Nein, da nützt es auch nichts, dass die Angestellte am Rechner sich die Lippen schnell noch kussmundrot nachfärbt. Sie tippt und tippt und tippt. Ein Flugticket will er, der blöde Compi, zum Nachweis, dass wir die Dollars wirklich brauchen (wie z.B. ein Afrikaner, der mal eben nach Amerika fliegt). Peter hat natürlich keines, meines von Lusaka in Sambia nach Frankfurt mag er nicht, abgelehnt. Nix zu machen. Oder doch? Er mache das jetzt am Rechner vorbei, sagt unser Mann und bittet uns einstweilen Platz zu nehmen…
Eineinhalb Stunden später unterschreibt Peter mehrere Formulare und die Erklärung, er reise nach Simbabwe mit dem Auto … Radfahrer sind nicht vorgesehen, das geht absolut nicht! –
Ab sofort gibt es für uns nur noch einen Bergrand, große Freude und Erleichterung – und ein verspätetes Frühstück mit Ausblick auf die Berge!

Blyde River Canyon

Ein Tag voller spektakulärer Aussichtspunkte! Bevor wir losfahren macht Peter noch schnell ein Selbstauslöserfoto von uns beiden vor den Backpacker Rondavels in Graskop. Hab’s aber noch nicht (Nachlieferung gelegentlich), dafür den Fotografen, samt Rad auf der Strecke:

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Der Blyde River Canyon, das Herzstück eines 29.000 ha großen gleichnamigen Naturschutzgebietes mit üppiger Fauna und Flora, gilt als die dritttiefste Schlucht der Welt. Auf einer Länge von 26 km hat sich der Blyde River (Blyde = Freude auf afrikaans) einen Weg durch die felsige Landschaft der Transvaal Drankensberge gebahnt. Die Schlucht geht an manchen Stellen 700 m in die Tiefe. Los geht’s mit den spektkulären Aussichtspunkten gleich wenige Kilometer hinter Graskop: The Pinnacle, ein 30 m alleinstehender hoher Granitfels schaut schon mal ganz gut aus.

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Man schenkt uns Radfahren die Eintrittsgebühr von 10 Rand pro Nase. ‚God‘ s Window‘ hört sich gut an, allerdings geht der Blick noch nicht ganz tief, sondern eher in die Ferne:

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Weiter geht’s zu den ‚Berlin Falls‘, wo das Wasser 45 m in einen Felsenpool stützt, in dem man auch baden kann.
Immer wieder phantastische Weitblicke am Straßenrand, schöne hügelige Landschaft, nicht allzu schweres Auf und noch mehr Ab mit wenig Wochenendverkehr, dazu ein breiter Seitenstreifen, machen das Radfahren zu einem puren Vergnügen. Schönes Spätsommerwetter ist sowieso.
Der Fluss an dem wir entlang fahren, ist aber noch nicht der ‚Blyde‘! Ein Schild an einer kleinen Flussbrücke ohne Geländer in schönster Felsenlandschaft, zu der von der Teerstraße ein unbefestigter steiniger Weg hinunterführt, trägt die Aufschrift ‚Treur‘ (afrikanns: Trauer) – im Flussbett liegen auch lauter schwarze Steinblöcke, das Wasser scheint an manchen Stellen schwarz zu sein – sorgt zunächst für etwas Verwirrung. Ist das nun der Blyde Canyon, oder was? Ein Blick auf die Karte zeigt, dass der Blyde weiter westlich fließt.

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Bei den ‚Bourke’s Luck Potholes‘ löst sich das Rätsel: Hier fließen die beiden Flüsse, die ‚Freude‘ und die ‚Trauer‘ zusammen, aber nicht einfach so, sondern höchst spektakulär: Jahrmillionen schufen durch Erosion, durch Steine und Sand, die durch das Wasser aufgewirbelt wurden, tiefe Auswaschungen im Gestein, eben die Potholes.

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Ein sehr rustikaler Backpacker erwartete uns. Steine und Holzbretter genügen fast für die ganze Anlage, aber alles ist wohl durchdacht: Nicht nur Sitzbänke (aus Steinen und Holzbrettern) bei jedem Camp-Site, auch in den Waschhäusern gibt Ablagen, Kleiderbügel, Haken neben der Dusche, Spiegel, Seife und Pflanzen, eine Art Farn, der einfach aus dem Steinboden und der Wand wächst. Alles da, nichts fehlt, einfachste Lösungen, alles funktioniert (was längst nicht überall der Fall ist, und schaut harmonisch aus. Das Wasser fließt gut überlegt in einer Steinrinne nach draußen. Hundertwasser hätte sich sowas auch ausdenken können – man denke nur an das Hundertwasserhaus in Wien. Allerdings fehlen hier im Backpacker natürlich seine typischen Schmuckelemente, aber von der Idee her – mir hat’s gefallen.

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Oder isses doch a weng zu rustikal?? Egal. Am nächsten Morgen geheimnisvolle Nebelmorgenstimmung und echt kalt! Gut, dass ich Handschuhe habe. Wir fahren heute nur ca. 18 km, die nächste Etappe sind dafür fast 100 bergige km. Ohne Unterkunft geht hier nix, Wildcampen unmöglich!

Weitere stimmungsvolle Szenerie unterwegs, hier ein Blick Richtung Canyon:

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und weil es so schön ist, nochmal ein Kolibri:

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Nachmittags sind wir noch drei Stunden auf einem durchaus anspruchsvollen Trail unterwegs. Fotos können die Stimmung, wie schon die ganze Zeit, nur bedingt einfangen. Hier die drei Rondavels samt See:

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Der Pfad wird immer wilder: Wir klettern über Felsen und queren mehrmals den Fluss auf mehr oder weniger wackeligen Baumstämmen. Peter nimmt zwei Holzstecken zu Hilfe, ich wate lieber gleich durch das kalte Wasser. Mehrere Wasserfälle und Felsenbecken sorgen im Sommer für Badevergnügen:

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Am Abend, im Restaurant, läuft gerade der 89 km lange Comrades-Marathon, der von Durban nach Pietermatrizburg führt. Gebannt schaue ich hin! Nach 12 Stunden ist Zielschluss, durch einen Pistolenschuss angekündigt. Ergreifende Aufnahmen, von den vielen Leuten die es gerade noch schaffen. Der glückliche letzte wird gleich interviewt. Anschließend werden nochmal die Spitzenläufer gezeigt: der schnellste Mann ist in neuer Rekordzeit von 5:18 im Ziel, die schnellste Frau in 6:25 – das ist schon was für hügelige 89 km! Diese Begeisterung und Freude, deutlich mehr als bei uns, ein Riesenvolksfest, ein Jubel! Ob ich auch mal …

Glynn’s Gold und mehr …

Long Tom Lager, Shangaan Stout, Dravidian Draught, Wheelbarrow Weiss, Autumn Apple Ale!
Alle hab ich sie proBiert, 6×100 ml, echt interessant, alle sehr gut sehr charakteristisch!
Wo? In der Sabie Brewing Co. fast alles anders als die Fränkischen, das Glyn’s Gold aber doch recht ähnlich dem Berch-Bier!?! Leider fehlt mir der Vergleich und mitbringen kann ich’s auch nicht, hhhmmm. Alle unfiltriert und Hand-Craftet nach allen Regeln der Bierbrauerkunst. Nur das Autumn Apple Ale tanzt aus der Reihe, ist es doch mit dezentem herben Apfelfruchtgeschmack – ungewohnt, aber nicht schlecht. Besser als Radler, fand ich.

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Sabie ist ein interessantes kleines Städtchen, wo es alles gibt, auch einen großen Bookshop, mit überwiegend gebrauchten  Büchern, samt einer wohlsortierten Science-Fiction Abteilung. Bin aber nicht drin versackt, denn er macht um 16.30 Uhr zu. Das ist ziemlich normal hier im Osten des Landes, wo es um 17 Uhr dämmert und um 17.30  Uhr stockrappelnacht ist. Dafür ist alles schon um 7 Uhr in der Früh oder früher auf den Beinen. Gleiche Ortszeit wie die Sommerzeit bei uns, aber dennoch verschoben. Mein Glas Wein musste ich im stilvollen afrikanischen Campingplatzrestaurant um 20.30 Uhr schnell leertrinken, Zapfenstreich!
Am Morgen des Tages zuvor, als ich von Nelspruit nach hierher aufbrach, bekam mein Fahrrad seinen abgeknacksten Ständer zurück. Zwei Schrauben versetzt, zwei neue rein und ein eingehängter Zelthering sollten fürs erste genügen. Die Bierdosenalubandage kann ich immer noch hinmachen, wenn’s nötig ist. Bis jetzt hält’s.

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Sobald ich aus Nelspruit, der Hauptstadt der Provinz Mpumalanga, samt dem dazu gehörigen Großstadtverkehr draußen war, wurde es richtig ruhig und schön zum Radfahren. Auf einem Alleesträßchen mit breiten Seitenstreifen ging es zunächst recht moderat immer rauf und runter:

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Doch die Amplituden schwingen immer weiter aus und immer öfter mussten die beiden kleinsten Gänge herhalten. Am Schluss guckte ich weit ins Land, hatte ich mich doch auf über 1500 m hochgeschaukelt. Noch 10 km nach Sabie verkündete ein Schild, aber die gehen fast nur bergab, ein Genuss und die Freude es wieder einmal geschafft zu haben ;-))

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Da ich keine Höhenangaben auf der Karte habe, wusste ich vorher auch nicht dass das Ziel heute 500 hm höher lag, als der Start. Aber man fährt hier viele Höhenmeter mehr, denn so ist die Gegend nun mal: Nicht nur andere Dimensionen als in den Alpen, sondern auch eine andere Topographie: Einen Pass einfach kontinuierlich hochfahren und dann ist man oben, das gibt’s hier nicht.
In Sabie kam dann gleich jemand aus einem Laden und rief laut ‚Hallo‘ und strahlte mich an. Er habe mich da oben rauffahren sehen, einfach phantastisch …
Ein wundervoll reizender Campingplatz in einem ebensolchen Felsental, a la Fränkische Schweiz in doppelter Dimension etwa des Püttlachtales, wartete auf mich. Motorradverbot, Quadverbot. Ob ich hier zelten dürfe, fragte ich etwas schelmisch und schob mein schweres Gefährt vor die Rezeption. Aber ja sicher, man freue sich…
Wieder picobello Sanitäranlagen, Marmorwaschtische, ein Extra-Badezimmer mit einer Wanne drin. Später bade ich – und meine salzverkrusteten Hosen auch…
Freie Platzwahl, wieder wohltuende Ruhe und kaum jemand da, eine Oase. Direkt am Flussufer beziehe ich einen Platz: glasklares Wasser, Forellenschwärme… und in der Früh des nächsten Tages schaue ich überrascht zweimal hin: Was ist das denn? Ein großes Tier sitzt da auf den Steinen mitten im Fluss, ein Otter (?), der Fische zum Frühstück fängt. Vorsichtig schleiche ich näher bis er mich erschrocken sieht und abtaucht.

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Herbststimmung, Blätterrascheln, Spätsommerwind, Sonnenschein – nur nachts ist es bitterkalt: 5 Grad, sternenklar. Zwei Hosen, Pullover, Weste, Daunenjacke, und die Aluisomatte im Zelt dazu. Tagesüber ärmelloses Hemd und kurze Hose zum Wandern – ein schöner Trail mit Baumwurzelkraxelstück führt mich hier zu drei Wassefällen, die aber um diese Jahreszeit sehr wenig Wasser führen. Schöne Waldpfade und Wege, aber manchmal irreführend markiert: Auf einmal stehe ich  vor einer Riesenvilla samt ebensolchem Grundstück und bin mirnichtsdirnichts umzingelt von drei kleinen knuddeligen Hündchen, die eifrig, aber kaum bedrohlich bellen und schnuppern, ein vierter kommt hinzu, eine Person bewegt sich da hinten. Ich rufe laut und gemächlich langsam und neugierig guckend kommt ein schwarzes Dienstmädchen daher, etwas beleibt, mit Schürzchen, wie aus dem Bilderbuch …
Ich müsse umkehren, der Weg zweige da drüben ab.

Das Bilderbuchwetter bleibt nicht. Wolken ziehen auf, die zweite Nacht hier ist viel wärmer als die erste. Am nächsten Morgen, schüttet es von 8 – 10 wie aus Eimern: Macht nichts, im Restaurant hier gibt’s besten Afrika-Kaffee. Die Sonne kommt, noch mal in die Stadt hinein, was besorgen und heimtragen …

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Das Zelt kann ich tatsächlich trocken einpacken. Die Sonne scheint, auf geht’s nach Graskop, nur 30 km und 800 hm entfernt, aber 1447 m hoch gelegen, wie mir Peter schrieb. Das Bier stehe auch schon kalt …
Auf halben Weg wären da noch die Mac Mac Pools zu besichtigen. Eine Reihe ausgewaschener Felsenbecken eines Nebenflusses des Mac Mac Rivers, so benannt nach einem Goldsucher, der um 1880 herum hier fündig wurde und mit ihm mehr als 1000 andere. Heute gibt es hier kein Gold mehr, nur kristallklares Wasser zum Baden. Aber der Himmel verfinstert sich und just am Abzweig zu eben diesen Pools kommt ein heftiger, wenn auch kurzer Hagelschauer herunter. Schnell die Regenjacke über den Kopf gezogen, aber noch schneller zuvor ein Foto:

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Freudiges Wiedersehen mit Peter!! Pläneschmieden beim Bier am Abend: Die Tour bis zur Grenze samt Sehenswürdigkeiten und flächendeckenden Unterkünften in Radfahrerentfernung dazu auskundschaften, dieses und jenes erzählen… es wird spät…

Den schönsten Trail hier, den ‚Jock of the Bushveld‘ nehme ich am nächsten Tag noch mit. (Peter hat noch zu arbeiten.) Alte Pfade aus der Goldsucherzeit führen erst über grasiges Gelände mit ungewöhnlichen Felsformationen hinüber zur Abbruchkante des Berges. Von tief unten nach hoch oben ragen die Felswände auf, dazu ein Blick in die Landschaft wie aus dem Flugzeug!
Unterwegs lässt sich ein kleiner Vogel süßen Nektar schmecken:

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So weit, so schön!

Wir planen weiter, den Weg jenseits der Grenze von Simbabwe, wo wir in einer knappen Woche sein könnten. Dies und das im Reiseführer nachlesen. Reicht uns das 30-Tage-Visum, das man an der Grenze bekommt? Wie ist das mit der Verlängerung? Die Web-Seite des Auswärtigen Amtes soll Auskunft geben.

Aber was müssen wir als erstes lesen? Das ist schon seit Anfang Mai so, wir haben es nur nicht mitbekommen:

Stand 27.05.2016
(Unverändert gültig seit: 20.05.2016)

Letzte Änderungen:
Aktuelle Hinweise

Die Versorgung mit Bargeld durch Abhebung mit internationalen Bankkarten an Bankautomaten ist fast unmöglich geworden. Kreditkarten werden nur noch sehr selten akzeptiert. Reisende sollten sich daher vor Antritt der Reise mit ausreichend Bargeld versorgen. In Bezug auf das bestehende, hohe Diebstahlrisiko ist dadurch risikobewusstes Verhalten umso notwendiger…

Peter recherchiert: Dollarknappheit in Simbabwe! Lange Schlangen vor den Geldautomaten, lt. Eines Berichtes vom 5.5. – Mugabe lässt eigene Dollar drucken! Schuldscheine als vorübergehende Währung? …

Was machen wir jetzt? Für vier Wochen Dollar horten? Dürfen wir so viel einführen? Und wo kriegen wir die her? Abheben hier geht schon, aber nicht so viel auf einmal. Nur Rand, die wir dann nochmal in Dollar umtauschen müssten? Oder auch Dollar? Gilt der Rand nun auch in Simbabwe, wie zu hören war, oder nicht. Wir wollen ja nicht auf einem Berg Rand sitzen bleiben.
Ab morgen fahren wir durch dünner besiedeltes Gebiet, und so haben wir uns heute mit Rand bis zur Grenze eingedeckt und dachten bis dahin mit Finanzen nichts mehr zu tun zu haben ..

Vertagt! Erstmal schlafen und morgen aufbrechen zum Blyde River Canyon, dem zweittiefsten der Welt und einer der absoluten Höhepunkte hier!

…then it’s flat!

Das sagte mir der nette Officer, als ich mich am nächsten Morgen, am  Samstag, 21.5. von ihm und vom Malolotja Nature Reserve verabschiede. Also 30 km bis Piggs Peak und runter und rauf und runter, dann immer schön rollen lassen … Nun ja, erst mal ab dann wieder auf in grandioser Berglandschaft mit Minimalautoverkehr.

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Rasante Abfahrt, dann wieder rauf, 5 km kündigt ein Schild freundlicherweise an (als Hinweis für die LKW-Fahrer gedacht). Da weiß der Radfahrer auch, was er bekommt. (In der Schweiz steht es immer dort: Strecke steigt auf 9 km 400 hm an, oder so, finde ich gut zum Kräfteeinteilen). Oben sind es, durch eine kurze ebene Strecke unterbrochen, nochmal 2 km. Nicht weiter schlimm, kleiner Gang und raufgekurbelt, eher langsamer als schneller. Wer weiß schon, was noch kommt. Meine Karte hat keine Höhenlinien, da muss ich mich überraschen lassen oder glauben, was man mir erzählt. Es geht noch lustig rauf und runter bis Piggs Peak.
Hier stieß William Pigg 1884 auf eine Goldader, die bis 1954 ausgebeutet wurde. Heutzutage wird hier viel Kunsthandwerkliches verkauft, außerdem findet man in der ganzen Region große Forstwälder und entsprechend holzverarbeitende Industrie, samt der großen Holzlaster dazu. Zum Glück für den Radfahrer ist aber grad Wochenende.
Gut, Berge überstanden, mal wieder eben, das sagte mir der Officer, das glaube ich gerne, das wird ein entspannter Samstagnachmittag. Mittag ist grad vorbei, so halb eins rum, 21 km bis zur Swasilandgrenze, die um 16 Uhr dicht macht, das sollte doch drin sein.
Schlechter Straßenzustand zwischen Piggs Peak und Barberton kündigte mir mein Reiseführer an und ungeteert ist der Teil bis zum Grenzort Bulembu, das sieht man auf dem Navi, also rechne ich mit Joggingtempo, ca. 10 km/h. Paar Hügel werden drin sein, aber: ‚It’s flat‘, so hat er mich lachend beruhigt, als ich mich, Schlimmeres befürchtend, erkundigte – und das war sicher auch so gemeint – das schaffe ich leicht rechtzeitig zur Grenze.
Auf gehts, links abgebogen in Peaks Peak. Nein nicht auf, gleich sanft bergab. Die Straße ist für eine unbefestigte super, kein Staub, regenfeucht, gut befahrbar. Ein Hügel, also rauf, wieder runter, um die Kurve, so geht es eine Weile zu. Ich blicke nach vorne: Nanu, was ist denn das?? Da fährt hoch oben am Hang ein Auto runter! Muss ich da rauf? Ganz schön langer Anstieg! Und holperig wird’s. Steine, aufgewühlte Erde. Der kleinste Gang ist zu wackelig, also Schiebestrecke, über eine halbe Stunde lang. Macht weiter nichts, hab ja noch ein Zeitpolster, mal andere Muskelgruppen betätigen. Steil wieder runter. Bin eh nicht die beste Downhill-Racerin, und das Rad ist einigermaßen bepackt, also bremsen, bremsen… Na egal, wieder ein flacheres Stück. Aber dann wieder das gleiche Spielchen: Auf geht’s, absteigen, schieben … da vorne schafft es ein Holzlaster nicht: Er hängt im steilen Anstieg drin und braucht die Hilfe eines Traktors. Die Männer befestigen gerade das Abschleppseil. Wir lachen und winken uns zu. Weiter.
Hhhhmmm, jetzt fange ich doch zu rechnen an. Wandertempo statt Joggingtempo. Die Zeit eilt. ‚It’s flat‘? Hhhmm, ah, wahrscheinlich hat der Officer die andere Strecke gemeint: in Piggs Peak kann man auch gerade aus zur Grenze Jeppers Rief fahren. Das wäre aber ein Umweg bis Nelspruit mit ca. 100 km Autobahn zusätzlich, eine Tagesreise für einen Radfahrer, und nicht die schönste.
Umdrehen brauche ich auch nimmer, bin mittendrin. Es wird immer später. Nochmal ein langes Stück rauf. Du denkst immer, das ist das Letzte, dann wird’s besser. Ein Bus mit winkenden Kindern drin. Schulausflug??
Halb vier. Noch 4 km. Noch ein Anstieg. Kühe. Ländliche Idylle. Keine Lust auf Beeilung. Samstagnachmittag. Die Sonne steht schon tief und taucht alles in schönstes Spätsommerlicht. Noch mal rauf. Dreiviertelvier. Navi fragen: Noch 2 km bis Bulembu und dann nochmal 2 zur Grenze. Beeilung sinnlos.
Viele bunte Häuschen am Hang von Bulembu. Das klingt ein bisschen wie Bullerbü. Den Hang runter. Dorfidylle mit Bach. Kinder. Bulembu war eine verlassene Bergbaustadt, ist jetzt in Privatbesitz und von einer ‚community‘ wieder zum Leben erweckt. Bestes Wasser wird hier abgefüllt, Honig erzeugt, ich kaufe später einen, Landwirtschaft, Tourismus mit Führungen, Museum, Unterkunft – und, um auf Bullerbü zurückzukommen, Bulembu bietet lt. Prospekt 350, vorwiegend aidskranken Kindern (Swasiland hat leider die weltweit höchste Aidsquote), ein Zuhause in Gruppen von je 8 Kindern, ähnlich den SOS-Kinderdörfern. Mehr auf www.bulembu.org und www.missiondiscovery.org/trips/bulembu-swaziland-africa-mission-trips
Ich beziehe ein Zimmer im Backpackerteil der Bulembu Country Lodge und habe das renovierungsbedürftige Riesengebäude für mich allein. Auch im schönen Restaurant der Country Lodge ist niemand außer der Bedienung. Und das am Samstagabend! Ein Bier hätte ich gerne. Nein, es gibt keines. Ein Glas Wein? Nein, es gibt keinen Alkohol hier …
Zur Grenze will man mich fahren am nächsten Morgen, für 100 Rand. Es gehe doch sehr steil rauf und runter und rum.  Ich danke und sage, ich habe es 20 km so bis hierher geschafft und möchte gerne auch die letzten 2 km … großes Erstaunen, aber man lässt mich. Weitgehend geteert das Stück, ein Klacks zu gestern! Da kommt schon das Schild:

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Grenzübergang problemlos, Erstaunen wie immer und ja: Peter war auch da!
Ob ich noch Swasi-Money habe? Ob man es mir umtauschen soll? Tatsächlich finde ich noch 50 Emalageni (Einzahl: Lilangeni) und einige Münzen, kompatibel 1:1 zum Rand und der Rand wird in Swasiland auch überall akzeptiert, Wechselgeld dann so oder so.
Was dann folgt, die 42 km lange Strecke zwischen der Grenze und Barberton, ist ein Highlight der gesamten Tour: Ein wunderschönes picobello geteertes Passsträßchen mit vielen Aussichtspunkten und geologischen Informationen. Ausflügler von SA-Seite kommen zum Picknick. Der wenige Verkehr stört nicht. Wunderbare Sonntagsnachmittagsfahrt. Ich fahre noch weiter bis Nelspruit.
SIM-Karte aufbuchen, lange dünne Schrauben für den abgebrochenen Fahrradständer besorgen (nix hält ewig – ich hatte noch die Idee, das Ding mittels zweier Zeltheringe, Kabelbindern und eine Bierdose zu schienen, aber mit den Schrauben müsste es auch, nur nicht so spektakulär, gehen) dann noch eine externe Batterie und der sehenswerte Botanische Garten waren das Programm für gestern. Heute fahre ich weiter nach Sabie, wo es viele Wasserfälle und Trails gibt, dann zu Peter nach Graskop.

Email-Verkehr

Hallo zusammen,
über gerthaer@gmail.com sollte es jetzt funktionieren. Felix, schickst du mir bitte eine kurze Testmail.
Danke und Grüße, schön hier!
Gertrud